Tübingen

Mein Gewissen

14.11.2019

Von Sara Cristina da Piedade Gomes

Amazon ist weltweit dafür bekannt, sich vor dem Zahlen von Steuern zu drücken und Arbeitnehmer(innen)rechte mit Füßen zu treten. Aus Seattle ist zu hören gewesen, dass die sich nicht scheuen, Millionenbeträge in die Beeinflussung von Kommunalpolitik zu stecken, um eigene Interessen durchzusetzen. Deren Geschäftsmodell ist weit davon entfernt, gemeinwohlorientiert zu sein. Keines der Gemeinderatsmitglieder soll jemals behaupten können, man hätte nicht wissen können, was man sich da für ein Unternehmen nach Tübingen holt.

Und sind wir mal ganz ehrlich: Amazon will doch nur hierher, damit sie die Besten, die im Bereich KI und Machine Learning am Standort Tübingen ausgebildet werden, direkt vor Ort abwerben können, um sich so einen Vorteil im Wettbewerb um das Fachpersonal der Zukunft zu verschaffen. Auch wenn für viele der finanzielle Anreiz der entscheidende ist, so bin ich als Gemeinderätin der Stadt Tübingen vor allen den Bürger(inne)n dieser Stadt verpflichtet. Kurzfristig ist Amazon sicherlich eine tolle Sache für den Wirtschaftsstandort Tübingen. Aber auf lange Sicht wird das nicht der Fall sein, auch auf die Wohnsituation bezogen. Daher kann ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, für Amazon in Tübingen zu stimmen. Stattdessen ist es meine Pflicht, an die Vernunft des Gemeinderates zu appellieren, sich nochmal ganz genau zu überlegen, ob man die Auswirkungen von Amazon in Tübingen wirklich mitverantworten möchte. Cyber Valley muss auch ohne Amazon möglich sein.