Gastronomie

Mehrweg-to-go gegen mehr Müll

Essen zum Abholen ist in der Corona-Krise für viele Restaurants die einzige Einnahmequelle. Dabei entsteht aber viel Abfall. Mehrere Start-ups bieten nun Lösungen zum Zurückbringen an.

16.02.2021

Von CAROLINE STRANG

Essen aus Mehrwegboxen wie diesen soll Verpackungsmüll reduzieren. Foto: Vytal/dpa

Essen aus Mehrwegboxen wie diesen soll Verpackungsmüll reduzieren. Foto: Vytal/dpa

Berlin. Restaurants haben wegen der Corona-Auflagen zu, aber ganz müssen die Deutschen auf ihr fertiges Essen und die Gastronomen auf Umsatz doch nicht verzichten: Viele Gasthäuser bieten Mahlzeiten zum Mitnehmen an. Dazu gibt es noch zahllose Anbieter von Fast Food oder Kaffee to go, die eh schon auf diese Art des Verkaufens spezialisiert sind. Das Problem: Das Essen und Trinken muss für den Transport verpackt werden. Dadurch fallen jährlich Tonnen von Müll an. Spätestens, wenn sie das Mahl zuhause genossen haben, folgt bei vielen Verbrauchern Reue, wenn die Verpackung anschließend die halbe Mülltonne füllt.

Einen Höchststand von rund 227,5?Kilo Verpackungsmüll produziert jeder Deutsche pro Jahr im Durchschnitt. Diese Zahl mit Werten aus dem Jahr 2018 hat das Umweltbundesamtes im vergangenen Oktober veröffentlicht. 18,9?Millionen Tonnen Verpackungsmüll waren es insgesamt und damit 0,7 Prozent mehr als noch 2017.

Knapp die Hälfte des Mülls geht auf das Konto der Privathaushalte. Neben Plastik beim Einkaufen sind das vor allem Einweg-Kaffeebecher und -Essensverpackungen. So sagt Gerhard Kotschik, Verpackungsexperte beim Umweltbundesamt: „Wir müssen mehr auf Mehrweg setzen, wenn wir nicht mehr so viele Verpackungsabfälle wollen.“

Bei Getränken gebe es immer noch sinkende Mehrweganteile, sagt Kotschik. Bei „Coffee-To-Go“ gebe es Mehrwegbechersysteme, die stärker genutzt werden sollten, ebenfalls bei Essenslieferungen. „Das ist auf jeden Fall wichtig, um die Verpackungsabfälle zu reduzieren.“

Mehrere Start-ups haben sich dieses Vorhaben auf die Fahnen geschrieben. Die Konzepte der Systeme: Sie stellen Gastronomen Mehrwegverpackungen zur Verfügung, die meist deutlich mehr als 100 Befüllungen aushalten. Wenn der Kunde will, bekommt er sein Essen darin geliefert. Zurückgegeben wird die Schüssel in der Regel bei einem beliebigen am System teilnehmenden Restaurant.

Der Kunde muss entweder vorab Pfand bezahlen oder die Schüssel mithilfe einer App ausleihen. Die Kosten trägt der Gastronom: Je nach System zahlt er entweder eine monatliche Pauschale, nur pro Ausleihung oder bei Anschaffung und pro Ausleihvorgang. Das kommt je nach Anbieter auf 25 bis 45 Euro pro Monat oder 13,5 bis 25 Cent pro Nutzung. Einen Teil davon spart er durch den Wegfall der Einwegverpackungen wieder ein.

Im Hotel- und Gaststättenverband Dehoga hält sich die Freude über die Angebote in Grenzen. In der derzeitigen Situation würden neue Kosten nicht mit Begeisterung aufgenommen.

Die vielleicht nicht, aber interessiert sind viele Gastronomen trotzdem: „Die Corona-Pandemie befeuert das ganze To-Go und Take-Away Geschäft natürlich sehr. So spielt die aktuelle Situation auch uns in die Karten“, sagt Matthias Potthast, Mitgründer von Relevo, einem Start-up aus Gröbenzell bei München. 20 000 Verpackungen hat es derzeit im Umlauf. Rebowl berichtet von einer starken Nachfrage: „Uns wird gespiegelt, dass die Kunden gezielt nach einer nachhaltigen Alternative zu Styropor, Plastik et cetera verlangen.“

Einen Schub dürften die Unternehmen aus der Politik bekommen: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat im Januar eine Änderung des Verpackungsgesetzes ins Kabinett eingebracht. „Ziel ist, dass Mehrwegboxen und Mehrwegbecher für unterwegs der neue Standard werden,“ sagt Schulze. (mit dpa)

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Erstellt:
16.02.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 16.02.2021, 06:00 Uhr

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