Mistelplage auf den Streuobstwiesen

Mehr und mehr Bäume befallen – wie man den Schädling los wird

In Kirchentellinsfurt zeigte Kreisobstbauberater Joachim Löckelt, wie man den Halbschmarotzern zu Leibe rückt. Wenn sie ungehindert weiterwächst, stirbt der Baum.

08.09.2017

Von Miri Watson

Joachim Löckelt mit einer herausgeschnittenen Mistel. Bild: Watson

Joachim Löckelt mit einer herausgeschnittenen Mistel. Bild: Watson

Die Mistel, die gemeinhin als Glücksbringer gilt, macht die Obstbauern in Kirchentellinsfurt so gar nicht glücklich: Der Halbschmarotzer befällt mehr und mehr Bäume. Joachim Löckelt vom Landratsamt zeigte daher am Dienstag, wie die Pflanze entfernt werden kann.

Der starke Mistelbefall auf den Kirchentellinsfurter Obstbäumen könnte drastische Folgen haben: „Wenn wir einen Baum erhalten wollen, müssen die Misteln beseitigt werden“, sagte Löckelt, als er am frühen Dienstagabend etwa 20 Interessierte bei der Veranstaltung des Obst- und Gartenbauvereins über die Mistel informierte. Wächst die Mistel ungehindert weiter, stirbt ein befallener Baum nach und nach komplett ab.

Die Mistel steht nicht unter Schutz

Oft sind es Fehlinformationen, wegen derer die Halbschmarotzer nicht aus den Bäumen geschnitten werden, so Löckelt. Weit verbreitet sei nämlich die Annahme, dass Misteln unter Naturschutz stünden. Das tun sie nicht. Der Irrglaube rührt daher, vermutete Löckelt, dass die Mistel in verschiedenen Mythen eine Rolle spielt, lange Zeit eher selten vorkam und auch heute noch als Glücksbringer und Heilpflanze gilt.

Trotzdem müsse man bei der Mistelentfernung auch auf den Naturschutz achten: Es sind häufig alte Bäume, Höhlenbäume, auf denen die Misteln wachsen. Dort siedeln sich gerne verschiedene Tierarten an, zum Beispiel die Fledermäuse. „Der Schutz von Tieren muss natürlich beachtet werden“, so der Kreisobstbauberater.

Verkauf nur mit Genehmigung

Misteln von eigenen Bäumen können jederzeit entfernt werden, bei fremden Bäumen ist das Einverständnis des Besitzers einzuholen. Wer die gesammelten Misteln auf Märkten verkaufen will, muss sich vorher eine kostenlose Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde holen.

Generell ist das ganzjährige Herausschneiden der kugelförmigen Pflanze, die vor allem durch Vögel wie etwa die Misteldrossel verbreitet wird, kein Hexenwerk: „Der Mistelschnitt richtet sich nach den normalen Baumschnitt-Kenntnissen“, sagte Löckelt. Die „Haustorien“ genannten Wurzeln der Misteln treten links und rechts von ihrer Austrittstelle am Ast auf; diese gilt es zu beseitigen.

Dazu werden befallene Astpartien beim Sommer- oder Winterschnitt – wo es möglich ist – komplett abgesägt. „Tritt die Mistel an Baumkronenbestandteilen auf, die überhaupt nicht oder nicht beim ersten Mal abgesägt werden können, dann bleibt nur das Aushungern durch Absägen oder Abreißen der Mistel – dies muss je nach Größe mehrmals geschehen“, erklärte der Experte.

Geringe Obsternte war günstig

Warum die Verbreitung der Laubmistel in den vergangenen Jahren so zugenommen hat? Löckelt erklärte es so: „Es ist wärmer geworden, die Misteldrossel hat ihr Einzugsgebiet erweitert, und mangels anderer Nahrung fressen auch andere Vögel die Mistelbeeren“.

Dieses Jahr sei auch wegen der geringen Obsternten für die Misteln ein günstiges Jahr gewesen: Da die Bäume nicht so viele Nährstoffe für ihre Früchte aufwenden mussten, blieb mehr für den Halbschmarotzer übrig.

Um noch mehr Kirchentellinsfurter dafür zu sensibilisieren, dass die Entfernung der Misteln zur notwendigen Pflege von Obstbäumen gehört, planen der Obst- und Gartenbauverein und Kreisobstbauberater Löckelt noch vor dem Kirchentellinsfurter Weihnachtsmarkt einen Winterschnittkurs.

Da ist ordentlich Arbeit angesagt: Mistel-befallener Obstbaum zwischen Kirchentellinsfurt und dem Industriegebiet Mahden. Archivbild: Hantke

Da ist ordentlich Arbeit angesagt: Mistel-befallener Obstbaum zwischen Kirchentellinsfurt und dem Industriegebiet Mahden. Archivbild: Hantke