Tübingen · Seniorenmesse

„sen’FIT“ im Sparkassen Carré: mehr als nur Pflege

Rund 900 Besucher schauten sich bei der 7. „sen’FIT“-Messe im Sparkassen Carré um.

07.11.2021

Von Monica Brana

Ingolf Gebhart verhilft zu Mobilität im Alter. Bilder: Klaus Franke

Ingolf Gebhart verhilft zu Mobilität im Alter. Bilder: Klaus Franke

Erst auf den zweiten Blick war erkenntlich, dass es sich bei dem bunten Auto und dem riesigen Fisch vor dem Sparkassen Carré um Särge handelt: Mit seinen kuriosen Mitbringseln sorgte der Tübinger Bestattungsdienst Rilling & Partner am Samstag auf der 7. „sen’FIT“-Messe des TAGBLATT für Gesprächsstoff. Rund 900 Besucher zählte die Einlass-Ampel laut Messe-Organisatorin Inken Scheel beim siebenstündigen Event, das mit fünf Vorträgen, einer Podiumsdiskussion und 28 Ausstellern aufwartete.

Im Alter von etwa 80 Jahren häuften sich gesundheitliche Zusammenbrüche und man könne sich teils „ausrechnen, wann die Person zusammenbricht“ und „schwere Pflege erforderlich“ werde, erläuterte vormittags Sabine Behrmann vom Pflegestützpunkt Mössingen im Referat „Pflege – was nun?“

Vorsorgevollmacht und Bewegung im Alter

Deutlich wurde: Es gibt „viele Leistungen, von denen man allgemein nichts weiß“. Beim raschen Galopp durch Paragrafen und Dienstleistungen bot die Referentin zehn Zuhörern ein Pflege-Panorama, das von der Sozialberatung im Krankenhaus über die Vorsorgevollmacht bis zum Hausnotruf reichte. Die Pflegestützpunkte des Landkreises seien neutrale Anlaufstellen, bei denen sich teils auch jüngere Menschen informierten, so Behrmann.

Vom Sehtest über Rollatoren bis hin zu Särgen: Beratungen aller Art bot am Samstag die „sen’FIT“-Messe im Sparkassen Carré. Bilder: Klaus Franke

Vom Sehtest über Rollatoren bis hin zu Särgen: Beratungen aller Art bot am Samstag die „sen’FIT“-Messe im Sparkassen Carré. Bilder: Klaus Franke

Zur Vorsorge rieten auch Leah Keltsch und Anna Muthenthaler vom Zentrum für Physiotherapie am Uniklinikum (UZP). Dieses sei „eine ganz normale Physiotherapiepraxis“, durch seine Größe jedoch mit umfangreichem Angebot und Personal ausgestattet, berichtete Keltsch. „Bewegen hilft“ unabhängig vom Alter, doch fehle bei Älteren häufig das Vertrauen.

„Angst vor Schmerzen“ und vor Stürzen sei häufiges Hindernis auf dem Weg zu besserer Lebensqualität, war auch Muthenthaler überzeugt. Nach ihrer Therapie habe ein Patient etwa wieder seinen Arm heben und das Dachfenster öffnen können – ein Gewinn für ihn, so Keltsch. Für Smalltalk am Stand sorge bei ihnen als ungewohnter Hingucker ein mit blauer Flüssigkeit gefülltes Balancerohr.

Außergewöhnliche Särge und Trends bei Gehstöcken

„Es ist nie zu früh“, ans Lebensende zu denken, fand Markus Höhn, als er draußen die Särge betreute. In den vergangenen 20 Jahren erlebten Feuerbestattungen regelrecht einen Boom, so der Geschäftsführer des Bestattungsdienstes: Von 30 auf 70 Prozent stieg ihr Anteil. Die beiden extravaganten Särge stammten vom Tag der offenen Tür 2006.

Särge seien für manche Menschen zwar Sammelobjekt, doch beschränkten sich die meisten Kunden auf die Wahl von Begräbniszeremonien, Bestattungen auf hoher See oder im Friedwald – oder auch schon mal auf eine Heißluftballonfahrt nach ihrem Ableben. Kein Weg sei seiner Firma zu weit, kein Wunsch zu exquisit: „Wir suchen dann Partner vor Ort“, so Höhn. Meist ließen sich in einem anderthalbstündigen „Vorsorgegespräch“ bereits wichtige inhaltliche und finanzielle Fragen klären.

Bodenständiger ging es beim Gesundheitshaus Brillinger Orthopädie zu: Der neueste Trend bei Gehstöcken sei der „Safety Foot“ von Wheelblades, sagte Fachberaterin Manuela Widmann. Der vierteilige Standfuß war auf einen Karbonstock geschraubt und wippte beim Gehen mit. Auch bei den Rollatoren machten leichte Karbonmodelle das Rennen. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von acht Stundenkilometern lud der klappbare Mikro-Elektroscooter „Brio“ von Skyline Mobility zur Probefahrt.

Seine hochtönende Hupe erkannte zwar keiner der Messebesucher als solche, doch wies das etwas abrupt anfahrende Gerät einen geringen Wendekreis und einen Rückwärtsgang auf. Hilfsmittel wie dieses könnten die Kunden im Geschäft ausprobieren – „am besten mit Termin“, so Widmann.

Der Tübinger Bestattungsdienst Rilling & Partner brachte Särge in ungewöhnlicher Form mit: Fisch und Auto. Bilder: Klaus Franke

Der Tübinger Bestattungsdienst Rilling & Partner brachte Särge in ungewöhnlicher Form mit: Fisch und Auto. Bilder: Klaus Franke

Beim Mann wird Testosteron in Hoden und Nebennierenrinde produziert, erläuterte Urologe Andreas Kienlein am Stand der „Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit“. Viele Männer nähmen es einfach hin, wenn ihre Fitness sinke und ihre Stimmung gleich mit, so Kienlein. Doch ließen sich auch Osteoporose und Blutarmut als Folgen von Testosteronmangel durch Gels oder Spritzen vermeiden.

Meist seien die Patienten zugleich übergewichtig und chronisch krank, so dass noch mit weiteren Stellschrauben der Dreh hin zu mehr Wohlbefinden gelingen könne. Am Stand lagen Plastik-Röhrchen bereit, denn die sen’FIT-Besucher konnten per Blutuntersuchung ihren Testosterongehalt bestimmen lassen. Binnen einer Woche nach Therapiebeginn gehe es den Männern meist schon besser, betonte Projektleiterin Bruni Thomas.

Nach letztjähriger Pandemiepause lud die 7. „sen’FIT“ mit vielfältigen

Angeboten rund ums Alter ins Sparkassen Carré. 28 Aussteller und rund

900 Besucher betraten unter den gültigen Corona-Auflagen das

Messegelände, berichtete Messe-Organisatorin Inken Scheel.

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Erstellt:
07.11.2021, 20:53 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 07.11.2021, 20:53 Uhr

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