Reger Andrang in der Hepper-Halle

Bürgerversammlung zur geplanten Innenstadtbahn: Mehr Umsteigen für Tübinger

Eine Regionalstadtbahn würde Auswärtige ohne Umsteigen am Hauptbahnhof zu den Kliniken fahren. Das Busnetz würde löchriger werden.

20.09.2018

Von Gernot Stegert

Tübingens OB Boris Palmer spricht bei der Bürgerversammlung zur Stadtbahn in der Hepper-Halle. Bild: Metz

Tübingens OB Boris Palmer spricht bei der Bürgerversammlung zur Stadtbahn in der Hepper-Halle. Bild: Metz

Eine Stadtbahn für Tübingen hätte erhebliche Auswirkungen auf das Busnetz der Universitätsstadt. Das wurde am Dienstagabend beim Infoabend der Stadt Tübingen in der Hermann-Hepper-Halle vor 350 Zuhörern deutlich. Etliche Linien würden ausgedünnt, weil auf ihrer Strecke die Regionalstadtbahn fahren würde. Das ist auch Sinn der Sache: Denn die Stadt – vor allem das Nadelöhr Neckarbrücke und Mühlstraße – soll vom PKW- wie vom Busverkehr entlastet werden. Doch das bedeutet auch: Tübinger müssten mehr umsteigen als bisher, nämlich vom Bus auf die Bahn; während Auswärtige mit der Regionalstadtbahn umsteigefrei zum Beispiel zu den Kliniken auf den Schnarrenberg fahren könnten.

Stimmen zur Tübinger Innenstadtbahn
© Tobias Faißt 02:19 min
Die Stadt Tübingen informierte in der Hepperhalle über die Pläne einer Innenstadtstrecke zwischen Bahnhof und Kliniken der Regionalstadtbahn.

Die Verkehrsplaner der Stadt und der Stadtwerke Tübingen (SWT) haben vier Ausbaustufen betrachtet. Dass gar keine Regionalbahn gebaut wird, ist unwahrscheinlich. Denn die Elektrifizierung und der Ausbau der Strecken von Herrenberg über Tübingen nach Reutlingen und weiter, der Neckartalbahn über Rottenburg nach Horb und der Südverbindung durchs Steinlachtal nach Hechingen und auf die Alb ist unstrittig.

Möglich wäre eine Regional- ohne Stadtbahn. In diesem Fall würde die Buslinie 5 nach Weilheim verlängert werden, die Linie 16 wegfallen und die Linie 21 nicht mehr über den Unteren Wert von Lustnau zurückfahren.

Bei dem derzeit diskutierten Szenario einer Stadtbahn bis zur Morgenstelle ergäben sich laut Lars Hilscher, Verkehrsplaner der SWT, folgende Veränderungen:

Anbindung der Kliniken: Die direkte Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt zu den Kliniken und dem Campus Morgenstelle deckt die Regional-Stadtbahn ab. Gleiches gilt für die Direktverbindungen ab Bühl, Kilchberg, Weilheim und Derendingen. Busse sollen darüberhinaus nicht verkehren.

Linien 2 und 5: Die Linie 5 entfällt zwischen Quenstedtstraße und WHO und fährt nur noch alle 30 statt alle 10 Minuten. Dafür wird die Linie 2 ab WHO alle 15 Minuten zu den Kliniken verlängert, um die Direktverbindung von WHO und Wanne zu den Kliniken aufrechtzuerhalten. Im Südabschnitt übernimmt die Linie 5 den Abschnitt Hbf – Hirschau – Gewerbegebiet Rittweg, um hier den 30-Minuten-Takt der Linie 18 auf einen 15-Minuten-Takt zu verdichten.

Linie 13 und 17: Die 13 fährt ab Hbf wie die heutige 17 über Philosophenweg und Wanne zu den Kliniken. Die Linie 17 entfällt.

Linie 18 und 18A: Die Linie 18 verkehrt ab Hbf bis Calwer Straße parallel zur Regionalstadtbahn. Anschließend wird sie über eine Busschleuse in die Charlottenstraße geführt und fährt weiter über Herrenberger Straße, Hagellocher Weg und Ebenhalde zu den Klinken. So kann die Direktverbindung Hirschau – Kliniken erhalten und eine neue Direktverbindung Hirschau – Weststadt geschaffen werden. Die Verbindung Hagelloch – Kliniken wird über eine neue Kurzlinie 18A realisiert.

Linie 19 und 19A: Da Bühl, Kilchberg und Weilheim über die neuen Haltepunkte erschlossen werden und die Regionalstadtbahn auch Direktverbindungen zu Innenstadt und Kliniken herstellt, kann Linie 19 im Grunde entfallen. In Kilchberg und insbesondere in Weilheim würde dies aber zu schlechterer Erschließung führen. Daher bleibt dort eine Kurzlinie, die Anschluss am Haltepunkt Weilheim herstellt.

Weitere Änderungen bei Linie 8 und 12: Die Linie 8 übernimmt den bisherigen Südast der Linie 5 Hbf – Derendingen – Weilheim. Die Taktverdichtung zwischen Hbf und Hagellocher Weg kann wieder entfallen, da dieses Angebot durch die geänderte Linie 5 übernommen wird. Den bisherigen Südast der Linie 8 Hbf – Bergfriedhof übernimmt die Linie 12.

Noch mehr Busse könnten entfallen oder ausgedünnt werden, wenn die Stadtbahn bis WHO weiterfahren würde. Das gilt vor allem für die Linien 3, 4 und 6.

So würde die Tübinger Stadtbahn fahren
02:11 min
Nun liegen die Pläne für die Tübinger Stadtbahn vor. Aber wo genau würde sie fahren? Wir sind die geplante Strecke mit der Kamera abgefahren. Video: Bleeser

 Bürgerversammlung zur geplanten Innenstadtbahn: Mehr Umsteigen für Tübinger

Einsparungen im Busnetz

Der Aufwand für Busse wäre für die vier Optionen unterschiedlich. Ohne Regionalbahn oder im Fall einer Regionalbahn ohne Tübinger Stadtbahn würde sich nichts gegenüber heute ändern, so schätzen die städtischen Verkehrsplaner. Eine Stadtbahn bis WHO würde dagegen zu kräftigen Einsparungen von einem Drittel führen. Nach SWT-Experte Lars Hilscher würden 43 Busse benötigt, das wären zwei Drittel der heutigen Flotte. Im Fall einer Stadtbahn bis zur Morgenstelle würden etwa 10 Busse eingespart. Der Bedarf läge also in der Mitte zwischen dem Bestand heute und dem Bedarf bei einer großen Stadtbahnlösung.

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Erstellt:
20.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 20.09.2018, 01:00 Uhr

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