Soziale Medien

Mehr Regulierung für Facebook, Google & Co.?

Die Nutzung der Netzwerke macht krank – aber nicht jeden. Experten diskutieren über Optionen.

19.10.2021

Von Dominik Guggemos

Die Facebook-App auf einem Smartphone. Foto: Uli Deck/dpa

Die Facebook-App auf einem Smartphone. Foto: Uli Deck/dpa

Berlin. Die Veröffentlichung von internen Dokumenten durch die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen hat ein neues Licht auf die Geschäftspraktiken des Social-Media-Riesen geworfen – und damit auch eine politische Debatte über soziale Medien angestoßen. Der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz sagt dieser Zeitung: „Selbstverpflichtungen reichen bei Weitem nicht aus, die lange bekannten Probleme zu lösen.“ Stattdessen müsse die Politik aktiv werden, für effektive Aufsichtsstrukturen, ein zeitgemäßes Wettbewerbs- und Kartellrecht, das auch die Datenmacht von Unternehmen berücksichtigt, sowie für mehr Transparenz über die Algorithmen der Plattformen sorgen, sagt der Digitalpolitiker.

Im Umgang mit den sozialen Medien stellen sich vor allem zwei zentrale Fragen: Machen Facebook & Co ihre Nutzer krank? Und wie sollte man die Plattformen regulieren? Auf die erste Frage hat Nicole Krämer eine zweigeteilte Antwort. „Die Plattformen können soziale Verbindungen stärken. Das gilt besonders für Menschen, die sich in ihr gesellschaftliches Umfeld nicht eingebunden fühlen“, sagt die Professorin für Sozialpsychologie der Uni Duisburg-Essen. Doch es gebe auch, klar, die Schattenseiten: Falschinformationen und Hassrede.

Hinzu kommt ein Faktor, der insbesondere junge Mädchen krank machen kann: der soziale Vergleich mit Zehntausenden anderen Jugendlichen und Frauen. Allerdings betont Krämer, dass dieser Mechanismus auf verschiedene Personen nicht in gleicher Weise wirkt. „Entwickle ich eine Essstörung, wenn ich nur schlanke Frauen sehe? Entscheidend ist der bestehende Selbstwert.“ Was die Regulierung angeht, ist Matthias Kettemann davon überzeugt, dass eine Zerschlagung der großen Konzerne der falsche Weg wäre. „Das wäre die Holzhammer-Methode“, sagt der Professor für Innovation, Theorie und Philosophie des Rechts von der Uni Innsbruck. „Das Ergebnis wären kleinere Plattformen, die um Marktmacht kämpfen.“ Klüger sei es, bestehende Gesetzesvorhaben zur Regelung von Transparenz, Rechtsstaatlichkeit und dem Algorithmus der Plattformen durchzusetzen, um den Betreibern die Zähne zu ziehen, sagt der Experte.

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Erstellt:
19.10.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 19.10.2021, 06:00 Uhr

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