Raumbedarf

Mehr Platz für die Schulen

Eine neue Verwaltungsvorschrift fordert mehr Platz für die Schulen. Auf dem Höhnisch werden dadurch millionenschwere Investitionen nötig.

16.12.2016

Von Gabi Schweizer

Frühestens ab Sommer 2018 wird gebaut: Die Maria-Sibylla-Merian-Gemeinschaftsschule (im Bild die Aula) und das benachbarte Karl-von-Frisch-Gymnasium entsprechen nicht mehr den neuesten Richtlinien. Archivbild: Rippmann

Frühestens ab Sommer 2018 wird gebaut: Die Maria-Sibylla-Merian-Gemeinschaftsschule (im Bild die Aula) und das benachbarte Karl-von-Frisch-Gymnasium entsprechen nicht mehr den neuesten Richtlinien. Archivbild: Rippmann

Genaue Summen konnte Architekt Hans-Ulrich Kilian bei der Sitzung des Gemeindeverwaltungsverbands noch nicht nennen. Nur so viel: „Es sind keine fünf Millionen, es sind eher zehn“ an Baukosten, die fürs Karl-von-Frisch-Gymnasium und die Maria-Sibylla-Merian-Gemeinschaftsschule nötig werden. Dass der GVV Dußlingen, Gomaringen und Nehren mit rund 80 Prozent Förderung rechnen kann, ist nur ein kleines Trostpflaster. Die Komplementärmittel sind hoch, merkte Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch an: „Für das Geld könnten wir schon lange da drüben ein Hallenbad bauen.“ Kilian hatte klargestellt, dass zu den anrechenbaren Baukosten noch 20 bis 25 Prozent Nebenkosten kommen, für die es keine Förderung gibt.

Als der Gemeindeverwaltungsverband 2014 seinen Gemeinschaftsschul-Antrag stellte, bestätigte das Regierungspräsidium, dass die Räume dafür ausreichten.

Allerdings ist dieser Bescheid hinfällig, seit Kultus-, Finanz- und Innenministerium Anfang 2015 eine neue Verwaltungsvorschrift Schulbauförderung beschlossen haben – rückwirkend zum 1. Januar 2015. Einen „Bestandschutz“ gibt es nicht.

Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch ärgert das: „Wir haben eine Entscheidung getroffen mit der Maßgabe, dass wir nicht mehr bauen müssen.“ Sein Nehrener Kollege Egon Betz, derzeit Verbandsvorsitzender, hatte allerdings zuvor schon bemerkt: „Das Raumprogramm, das die Gemeinschaftsschule einfordert, ist im Vergleich relativ bescheiden.“ Konkret sind es 300 Quadratmeter, die mehr als für eine Realschule nötig werden. Zudem könnte die Mensa für eine Realschule knapper bemessen werden. Insgesamt, so hat Kilian berechnet, fehlen an beiden Schulen nun jedoch 2539 Quadratmeter „Programmfläche“  (1505 am Gymnasium und  1034 an der Merian-Schule) – das sind alle Räume, die direkt oder indirekt mit dem Unterricht und der Betreuung zu tun haben, nicht jedoch Toiletten, Flure oder die Putzkammer. Hinzu kommen weitere 483 Quadratmeter für die Mensa. Zu Buche schlagen beispielsweise Gemeinschaftsflächen, die künftig vorgeschriebenen Lehrerarbeitsplätze (sechs bis acht Quadratmeter für ein volles Deputat) und ein pauschaler Zuschlag von zehn Prozent auf die Flächen wegen der Inklusion. Die Idee dahinter: Wenn die Lehrer unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten berücksichtigen sollen, brauchen sie dafür Räume. Und wenn der Unterricht über den ganzen Tag verteilt ist, müssen sie zwischen den Stunden irgendwo arbeiten können. Am Gymnasium fehlt es zudem an einem Naturwissenschaft und Technik- sowie einem dritten Informatikraum,  an der Merian-Schule mangelt es an Gruppen- und Besprechungsräumen, Gemeinschafts-, Inklusions- und Lernbereichen.

Er habe jeweils die Höchstwerte zugrunde gelegt, erläuterte Kilian den Raumplan, den sein Büro im Auftrag des GVV erstellt hat. In Absprache mit dem Verband ist Kilian bei seinen Berechnungen von sieben Zügen ausgegangen – vier fürs Gymnasium und drei für die Gemeinschaftsschule. „Sonst reicht es nachher wieder nicht“, argumentierte Betz und verwies auf die neuen Baugebiete. Die alte Raumanalyse orientierte sich noch an sechs Zügen.

Die Mensa müsste nach Kilians Berechnungen etwa doppelt so groß sein wie jetzt – dass sie zu klein ist, ist allerdings nichts Neues. Der Architekt könnte sich hier einen Neubau vorstellen. Die bisherige Mensa, das Bindeglied zwischen beiden Schulen, könnte dann wechselseitig genutzt werden, je nachdem, wo gerade Platz fehlt. Auch ein Fachklassenzentrum oder ein Gemeinschaftshaus sei denkbar, um Fläche zu gewinnen. Manches Potenzial liegt vielleicht auch in den Gebäuden verborgen – in einer Zeit, da die Schulkonzepte sich wandeln und öffnen. Mancherorts, so erzählte Kilian,  würden Flure für den Unterricht genutzt. Allerdings müssten diese entsprechend ertüchtigt werden.

Die Gomaringer FW-Gemeinderätin Kirsten Gaiser-Dölker fand das Konzept zu einseitig: „Es ist doch nicht nur Sitzen und Essen, sondern auch die Bewegung, die immer wichtiger wird!“ Ob es dafür auch Pläne gebe? „Es würde doch Sinn machen, man betrachtet es insgesamt“, pflichtete der Dußlinger DWV-Rat Harald Müller seiner Kollegin bei. Hölsch bremste die Diskussion ein: „Wir müssen erst einmal unsere originären Hausaufgaben machen.“ Seine Gemeinde baue soeben eine Halle, Gomaringen habe vor Kurzem eine errichtet: Möglicherweise könnten die Schulen diese tagsüber nutzen. Den Dußlinger Schultes plagen andere Sorgen. Wenn neu gebaut werden müsse, dann wo? „Der Innenhof war bisher eine No Go-Area!“

Nun soll das Büro Kilian + Partner eine Machbarkeiststudie erstellen, dafür werden 35 000 Euro in den Haushalt eingestellt.

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Erstellt:
16.12.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 05sec
zuletzt aktualisiert: 16.12.2016, 01:00 Uhr

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