Deutscher Teamspirit wächst mit Niederlagen

Mehr Kraftreserven durch Zusammenhalt

Beim Länderduell spielen gute Freundschaften unter den Spielerinnen eine Rolle. Beim Fed Cup musste Angelique Kerber trösten und wurde getröstet.

08.02.2016

Von HELEN WEIBLE

Glückliche Teamkolleginnen: Anna-Lena Friedsam (l.) und Angelique Kerber (re.) gratulieren der jungen Annika Beck zu ihrem ersten Fed-Cup-Sieg. Foto: dpa

Glückliche Teamkolleginnen: Anna-Lena Friedsam (l.) und Angelique Kerber (re.) gratulieren der jungen Annika Beck zu ihrem ersten Fed-Cup-Sieg. Foto: dpa

Leipzig. Angelique Kerber hat es noch nie leicht gehabt, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Das ist das Schicksal eines Tennisprofis. Aber gerade bereitet es ihr die größten Schwierigkeiten, Zeit für die Familie oder für ihre Freunde oder einfach nur Zeit für sich selbst zu finden. "Ich weiß noch nicht, wie es nach heute weitergeht, aber ich werde erst einmal meine Füße hochlegen und über alles noch einmal nachdenken", sagte die ausgepowerte Grand-Slam-Siegerin nach ihrer Niederlage gegen die erst 18-jährige Belinda Bencic.

Schon der Tag davor glich einem Marathon. Nach ihrem Einzelsieg am Samstag über Timea Bacsinszky musste sie erst die Pressekonferenz, die TV- und Radiointerviews und die Dopingkontrolle über sich ergehen lassen, ehe sie eher per Zufall noch ihre Großeltern Maria und Janusz Rzeznik durch das Fensterglas der Halle erspähte und zu ihnen gehen konnte. Die beiden hatten sich offenbar damit abgefunden, ihren Schatz nur von der Tribüne aus bewundern zu können - wie alle anderen Zuschauer in der Messehalle eins auch. Doch die berühmte Enkelin setzte sich durch. "Lasst mich da kurz raus!" Sie wurde nach draußen geschleust, sprang in die Arme von Oma und Opa und ließ sich herzen. Höchstens zwei Minuten dauerte dieser Moment - schon waren wieder selfiewütige Fans um sie herum. Die Weltranglistenzweite wurde von ihren Securitys wieder umringt und in den nächsten nichtöffentlichen Raum gebracht.

Das neue Tennis-Ass konnte immerhin während des Fed Cups branchennahe Beziehungen pflegen. Eben die mit Bundestrainerin Barbara Rittner, mit ihrer Teamkollegin Andrea Petkovic und auch den Youngstern im Team. Rittner arbeitet bekannterweise sehr eng mit den Spielerinnen zusammen, sie bilden vor und nach dem Fed Cup so etwas wie eine Familie. Beim Spiel sind Rittner und Kerber in ständigem Austausch. "Das Team hilft mir extrem, ich habe hier noch einmal Kraft gewonnen", bekannte Kerber, dass sie nur aus sich allein heraus wahrscheinlich früher hätte aufgeben müssen.

Kerber wird nach der Enttäuschung gegen ihre junge Kontrahentin auch nette Worte von Freundin "Andy" erhalten - so wie sie es am Tag zuvor bei ihr auch hatte tun müssen. "Wir pushen uns gegenseitig. Ich bin auch der vollen Überzeugung, dass Andrea wieder zurückkommt", sagte sie. Gerade bei Rückschlägen ist ein guter Teamspirit Gold wert. Das ist das Schöne am Fed Cup: Weniger als sonst in einer Individualsportart bleibt man mit seiner Niederlage allein.

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Erstellt:
08.02.2016, 08:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 15sec
zuletzt aktualisiert: 08.02.2016, 08:30 Uhr

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