Corona

Medikamente nicht knapp

Die Apotheker sehen noch keine Auswirkungen auf den Nachschub. Der DGB fordert mehr Investitionen in Krankenhäusern.

09.03.2020

Von dik

Berlin. Die Corona-Epidemie hatte bisher in Deutschland keine Auswirkungen auf die Versorgung mit Medikamenten. „Arzneimittel-Lieferengpässe gibt es ja schon länger, zusätzliche Engpässe wegen Corona stellen wir bislang nicht fest“, sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Friedemann Schmidt, der Zeitung „Bild am Sonntag“. Deutschland werde aber im Laufe des Jahres die Folgen ausgefallener Lieferungen aus China zu spüren bekommen.

„Mittelfristig müssen wir Maßnahmen treffen, um unsere Abhängigkeit von Lieferungen aus China zu verringern“, forderte Schmidt. Das müsse auf europäischer Ebene geregelt werden. Dies hatte bereits Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt. Viele Grundstoffe werden nur noch in wenigen Fabriken in China hergestellt.

Die Apotheker haben jetzt die Genehmigung erhalten, selbst Desinfektionsmittel herzustellen. „In wenigen Tagen ist Händedesinfektionsmittel wieder in den meisten Apotheken verfügbar“, erwartet der ABDA-Präsident. Für private Haushalte seien 100 Milliliter völlig ausreichend. Spahn appellierte an die Bürger, Desinfektionsmitel „vor allem denen zu lassen, die es wirklich benötigen – Krankenhäuser, Arztpraxen“. Für den privaten Bereich reiche es, sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen.

Testkapazitäten reichen aus

In Deutschland reicht die Kapazität der Labore, um rund 20.000 Corona-Tests pro Tag zu machen. Wo sie erforderlich seien, könnten sie durchgeführt werden, betonte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen. Die Menschen sollten darauf vertrauen, dass Ärzte in den Fällen testen ließen, wo dies sinnvoll sei. Er bat um Verständnis für Wartezeiten: „Das Virus führt nicht zu einer Erkrankung, an der man binnen Stunden stirbt.“

Gassen übte Kritik an Rufen nach „Corona-Schulferien“: „Bei wenigen Hundert Infizierten in Deutschland wären bundesweite Schulschließungen eine hysterische Überreaktion“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. In Italien sei die Lage mit viel mehr Infizierten eine ganz andere. „Dort gab es die Notwendigkeit zu reagieren.“ Aber die Situation lasse sich mit Deutschland und anderen europäischen Ländern nicht vergleichen.

Angesichts der Herausforderung durch das Corona-Virus forderte der Deutsche Gewerkschaftsbund mehr Investitionen in Krankenhäuser. „Die Beschäftigten dort leisten ihr Bestes, stoßen aber an Grenzen“, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann dem „Tagesspiegel“. Allein in der Krankenpflege fehlten 30.000 Beschäftigte. Das nötige Personal koste fast 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. „Das sollte uns die Eindämmung des Corona-Virus und die Gesundheit aller wert sein“, so der DGB-Chef.