Tübingen · Studie

Malaria-Medikament gegen das Coronavirus

Das Tübinger Institut für Tropenmedizin testet im Kampf gegen Covid-19 nun ein Malariamittel.

18.03.2020

Von lms

Prof. Peter Kremsner. Bild: UKT / Verena Müller

Prof. Peter Kremsner. Bild: UKT / Verena Müller

Angesichts der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus läuft nicht nur die Impfstoffentwicklung auf Hochtouren. Bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, müssen Ärzte vor allem die Symptome der Erkrankung behandeln – und setzen dabei auch auf Medikamente, die für andere Erkrankungen zugelassen sind. In China und Italien wurden Covid-19-Patienten bereits mit dem Malaria-Medikament Chloroquin behandelt.

Chinesische Virologen bewerten den Einsatz des Medikaments als vielversprechend. Klinische Studien dazu gibt es aber noch keine. Die Wirkung des Mittels sei noch nicht klar, sagt Peter Kremsner, Institutsleiter der Tübinger Tropenmedizin. In der kommende Woche will er an seinem Institut mit einer Studie an Menschen beginnen, die moderat an Covid-19 erkrankt sind.

Anders als in China und Italien will man Chloroquin aber weder an schwer erkrankten Personen testen, noch so hoch dosieren, sagt Kremsner, denn: „Es kann sein, das Chloroquin entweder nicht wirkt oder sogar schadet.“

Der neue Hoffnungsträger wurde vom Bayer-Konzern jahrzehntelang als Medikament zur Malariaprophylaxe vertrieben. Vergangenes Jahr stellte der Konzern den Vertrieb aber ein, da viele Malariaparasiten eine Resistenz gegen den Arzneistoff entwickelt haben. Erst, seit sich Virologen weltweit im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Epidemie für das Malariamittel interessieren, wurde die Produktion wieder aufgenommen. Sollte das ursprüngliche Malariamittel gegen die neue Lungenkrankheit helfen, gäbe es vermutlich auch keine Versorgungsengpässe, so Kremsner: „Das Mittel ist da, es ist erschwinglich und zugänglich.“

Bei ersten Versuchen im Reagenzglas wirkte Chloroquin gegen viele Viren – auch gegen Sars-CoV-2. 100 Patienten sollen, sofern die Tübinger Ethikkommission der Studie zustimmt – ab kommender Woche eine Woche lang mit dem Medikament behandelt werden. Weitere 100 Patienten bekommen als Kontrollgruppe Placebos verabreicht.

Wirkstoffe mit Potential gegen Covid-19

Zwei weitere Wirkstoffe werden momentan hoch gehandelt im Kampf gegen Covid-19: Das ursprünglich als Ebola-Mittel gedachte Remdesivir scheint die Vermehrung des Virus im Lungengewebe zu hemmen. Außerdem setzten Mediziner bereits das HIV-Medikament mit der Wirkstoffkombination Lopinavir / Ritonavir ein. Diese beiden antiviralen Medikamente werden aber nicht in Tübingen getestet.