Der eingewechselte Edeltechniker setzt beim 2:1 des VfB die Pointen

Maxim tanzt St. Pauli aus

Gelungener Auftakt in die 2. Liga: Die Stuttgarter schlagen St. Pauli nach kampfstarkem Auftritt in der zweiten Hälfte mit dem Glück der Tüchtigen.

09.08.2016

Von ARMIN GRASMUCK MATTHIAS JEDELE

Alexandru Maxim (links), der hier zum 1:1 einschoss, war der Mann des Abends in der Stuttgarter Arena. Foto: Eibner

Alexandru Maxim (links), der hier zum 1:1 einschoss, war der Mann des Abends in der Stuttgarter Arena. Foto: Eibner

Stuttgart. Der Start in die 2. Liga begann mit Kontroversen – im Großen wie im Kleinen. Zwei Stunden vor dem Anpfiff demonstrierten vor der Stuttgarter Arena mehrere hundert VfB-Anhänger gegen die Montagsspiele, die sie in der neuen Spielklasse regelmäßig zu ertragen haben. Kurz vor dem Spielbeginn wurde schließlich Kevin Großkreutz der Weg auf die Tribüne versperrt. Der verletzte Weltmeister geriet in Erklärungsnot, weil er keine Eintrittskarte zur Hand hatte. Erst als ein Passant rief „Das ist ein Spieler!“, ließ ihn der gestrenge Kontrolleur passieren.

Im Stadion herrschte alsbald eine Atmosphäre, die jedes Spiel der Bundesliga geschmückt hätte. 60?000 Zuschauer, ausverkauft. Milde Abendluft und ein flottes Spiel von Beginn an. Allerdings hatten die VfB-Profis mit den Gästen aus der Hansestadt mehr Probleme, als ihnen lieb sein konnte. Die von Trainer Jos Luhukay neu formierte Mannschaft mit den Nachwuchskickern Stephen Sama, Philip Heise und Berkay Özcan sowie den Neuzugängen Simon Terodde, Hajime Hosogai und Jean Zimmer in der Startelf offenbarte noch Schwierigkeiten im Zusammenspiel. Den Stuttgartern gelang es zu Beginn jedoch, St. Pauli noch vom eigenen Tor fernzuhalten.

Völlig überraschend tauchte in der 22. Spielminute Terodde nach einem weiten Ball von Heise alleine vor dem Kasten der Gäste auf, doch der Torschützenkönig der vergangenen Saion scheiterte an St. Paulis Schlussmann Robin Himmelmann. Sechs Minuten später folgte die kalte Dusche: einen blitzschnellen Konter über den flinken Fafa Picault knallte Aziz Bouhaddouz, der in der Mitte Toni Sunjic entwischt war, volley zum 0:1 in die Maschen. Die VfB-Anhänger, die ihre Mannschaft bis dato lautstark unterstützt hatten, wirkten genauso geschockt wie die Spieler mit dem Brustring.

Sie konnten von Glück reden, dass die Gäste eine Viertelstunde später die riesige Chance, den Vorsprung auszubauen, verpassten. Nach einen verheerenden Fehlpass des Verteidigers Florian Klein konnte erneut Bouhaddouz vor dem VfB-Tor abziehen – doch sein Schuss knallte an den rechten Innenpfosten, trudelte die Linie entlang und ging schließlich links am Tor vorbei. St. Pauli war besser, doch die Gastgeber versuchten, mit aufrichtigem Einsatz dagegen zu halten. Vor der Pause gelang ihnen jedoch nur Samas wertloser Abseitstreffer.

Luhukay brachte zur zweiten Hälfte Alexandru Maxim, den Edeltechniker, für Heise. Auf die erhofften Impulse für Angriffsspiel wartete der Trainer aber vergebens. Die Stuttgarter schienen bemüht, doch das klare Passspiel und das schwungvolle Miteinander fehlte. Die Gäste zogen sich weit zurück und lauerten auf Chancen für blitzschnelle Gegenstöße.

Laut wurde es in der Arena, als Sama nach knapp einer Stunde und einem Eckball aus zehn Metern gegen die Latte köpfte. Da lag der Ausgleich in der Luft. Es wirkte wie ein Weckruf. Plötzlich war der VfB drin in den Zweikämpfen und prompt gelang es, die Gäste unter Druck zu setzen. Und dann kam Maxim: Was für ein Konter! Was für ein Tor! Die 67. Minute: Kapitän Christian Gentner spielte – halb Pass, halb Befreiungsschlag – auf den linken Flügel. Maxim zog los bis in den Strafraum, ein kurzer Haken, ein flacher Schuss mit rechts in die lange Ecke, 1:1. Der VfB blieb dran, das Stadion kochte und St. Pauli begann erheblich zu wackeln.

Drei Minuten vor dem Ende wagte Maxim auf der linken Seiten den nächsten Tanz. Diesmal spielte er klug an die Strafraumkante zurück, Emiliano Insua zog ab, irgendwie und von irgendwoher flog Gentner in den Ball und drückte ihn aus fünf Metern über die Linie – 2:1. Die Gäste warfen mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal alles nach vorne. Doch der VfB hielt dicht.

Nach dem Abpfiff lag sich die ganze Arena in den Armen. Viele Anhänger rieben sich die Augen, weil sich die Stuttgarter fast eine Stunde lang böse hatten plagen müssen. Den Dreier zum Auftakt im Unterhaus verdienten sie sich nur aufgrund des famosen Schlussspurts.