Kreis Tübingen · ÖPNV

Ammertalbahn: Massiver Einbruch bei Fahrgastzahlen

Im Coronajahr 2020 halbierte sich die Zahl der Bürger, die die Ammertalbahn nutzten. Der Zweckverband zog Bilanz.

05.03.2021

Von mob

Die Ammertalbahn auf der Brücke über Neckar und Neckarinsel in Tübingen. Bild: Philina Schütze

Die Ammertalbahn auf der Brücke über Neckar und Neckarinsel in Tübingen. Bild: Philina Schütze

Die Besetzung der Runde habe sich ein wenig geändert, sagte Landrat Joachim Walter am Freitagmorgen den Teilnehmern der virtuellen Verbandsversammlung des „Zweckverbands ÖPNV im Ammertal“ (ZÖA). Statt Dieter Braun sitzt nun Sarah Wüstenhöfer auf dem Stuhl der Geschäftsführung (wir berichteten), und seit Monatsbeginn ist Christoph Bechtold neuer Vertragsmanager der RAB.

Gut eine Stunde lang ging es im öffentlichen Sitzungsteil um den Jahresabschluss 2019, doch auch um schrumpfende Fahrgastzahlen in der Ammertalbahn und um die nächsten Bauschritte, die bis 2022 das Modul 1 der Regional-Stadtbahn komplettieren sollen. Die Bilanzsumme des Jahresabschlusses liegt bei 25,7 Millionen Euro, und das Anlagevermögen stieg gegenüber 2018 um 6 Millionen Euro.

Auf die Anlagenseite entfallen dabei fast 23 Millionen Euro: „Hier spiegeln sich die Bauarbeiten zur Regionalstadtbahn wider“, erläuterte Wüstenhöfer. Die knapp 3 Millionen Euro Umlaufvermögen gingen auf Kassenbestände und offene Forderungen zurück. Auf der Passivseite stehen 7,5 Millionen Euro empfangener Ertragszuschüsse, Personal- und Pensionsrückstellungen und vor allem knapp 17,5 Millionen Euro an Verbindlichkeiten: „Kredite, die wir zur Finanzierung unserer Investitionen aufgenommen haben.“ Die Gewinn- und Verlustrechnung mündet in Erträge und Aufwendungen in Höhe von 7,1 Millionen Euro.

„Unsere Ammertalbahn ist ja in mehrfacher Hinsicht momentan geschlagen“, sprach Verbandsvorsitzender Walter die „Nachfrageentwicklung“ an und zog die Stirn in Falten, bevor Wüstenhöfer eine steil abfallende Fahrgastkurve einblendete. Bauarbeiten, Corona, „manche Unzulänglichkeiten im Betrieb“ sah der Landrat als Ursachen. Coronabedingt gebe es einen Rückgang um 52 Prozent, sagte die ZÖA-Geschäftsführerin. In den Jahren davor seien die Fahrgastzahlen „aufgrund der Betriebsqualität und der Baumaßnahmen“ um etwa 1,5 Prozent im Jahr gesunken. Für 2020 wurden knapp 4000 tägliche Fahrgäste errechnet – ein Minus von 46 Prozent gegenüber 2019. In der anschließenden Diskussion kam die Frage auf, welchen Anteil der Schülerverkehr einnimmt. Walter: „Da fragen wir beim Naldo nach.“ „Es wird einen Rettungsschirm geben“, hoffte Wüstenhöfer – entsprechende Gelder seien beantragt.

Aktuell laufe die Ausschreibung „Netz 18“, die ab 2023 gefahren werden solle, umriss Wüstenhöfer die Infrastrukturmaßnahme „Gleis 14 im Bahnhof Tübingen“. Das Gelände von Abstellgleis 15 soll zum Bahnsteig für den Personenverkehr auf Gleis 14 werden und als Ersatz wird Abstellgleis 23 reaktiviert. Ab Dezember 2022 seien im Ammertal „zwei Zuggattungen“ unterwegs, schaltete sich Gerhard Schnaitmann ein: Züge, die von Herrenberg nach Bad Urach fahren, und solche, die nur zwischen Entringen und Tübingen fahren. Damit diese sich nicht in die Quere kommen, bedürfe es für ein Fahrtrichtungswechselmanöver namens „überschlagender Wende“ entsprechender Gleise.

Das Gleis 14 soll zudem mit einer Oberleitung überspannt werden. Die Streckeninstandsetzung und Schlosstunnel-Sanierung werde außerdem günstiger als gedacht, sagte Wüstenhöfer. Nach einer Begehung soll der Zuschlag für knapp 150000 Euro an die GMS German Mining Solution GmbH aus Moers gehen.