Nach dem SPD-Parteitag

Martin Rosemann sieht vor allem die Chancen

Der Bundestagsabgeordnete stimmte für die Große Koalition. Die Kreisvorsitzende Kliche-Behnke will nachbessern.

22.01.2018

Von sg

Martin Rosemann. Archivbild: Metz

Martin Rosemann. Archivbild: Metz

Nach stundenlanger Debatte haben sich die Delegierten auf dem SPD-Bundesparteitag in Bonn mit der knappen Mehrheit von 56,4 Prozent für Koalitionsverhandlungen mit der Union ausgesprochen. Als einziger Tübinger war der Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann vor Ort. Er freute sich auf TAGBLATT-Nachfrage über „eine faire und ernsthafte Debatte“ und über das Ergebnis: „Das gibt uns die Chance, in den nächsten vier Jahren die Weichen zu stellen, um die Herausforderungen der Zukunft durch Klimawandel und Digitalisierung zu bewältigen, in Forschung und Bildung zu investieren und die Kommunen bei Investitionen in die Schulen zu unterstützen.“

Der Rentenexperte teilte weiter mit: „Es gibt uns die Chance, in den Zusammenhalt unseres Landes zu investieren“: die Renten zu sichern und Altersarmut zu bekämpfen, die Situation in der Pflege zu verbessern, Kinderarmut zu bekämpfen und Familien zu stärken, weiter in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, Gering- und Normalverdiener zu entlasten. „Und wir haben die Chance, einen echten Kurswechsel in der Europapolitik durchzusetzen, damit dieses Europa zusammenbleibt.“ Rosemann kündigte Nachbesserungen an: „Wir werden die Koalitionsverhandlungen nutzen, um aus einem guten Zwischenstand ein sehr gutes Ergebnis zu machen.“

Die Vorsitzende der SPD im Kreis Tübingen, Dorothea Kliche-Behnke, lobte ebenfalls das Ringen in der Partei um den richtigen Weg: „Diese Debatte hat gezeigt, dass die SPD es ernst meint mit der demokratischen Willensbildung. Wir machen uns die Entscheidung, in eine Große Koalition zu gehen, nicht leicht.“

Mit den Sondierungsergebnissen ist die Tübingerin aber nicht zufrieden: „Ich persönlich habe beim Sondierungspapier an zwei Stellen Probleme: Bei der Zuwanderungspolitik, die für mich eine grundsätzliche Frage der Humanität ist, und beim Thema der sachgrundlosen Befristung, die auch meine Generation massiv betrifft und dringend abgeschafft werden muss.“ Auch Kliche-Behnke hofft auf Nachbesserungen: „Zum Glück will die SPD in beiden Fragen Druck machen in den Koalitionsverhandlungen.“ Das Ergebnis zeige klar, dass die Große Koalition kein Selbstläufer sei. „Der Ball liegt jetzt im Feld von Merkel und der Union, die sich weiter auf die SPD zubewegen müssen.“