München/Mannheim

Mannheim nach Halbfinal-Aus vor Neuanfang

Nun muss eben Pavel Gross die Titel-Sehnsüchte der Adler Mannheim stillen.

05.04.2018

Von dpa/lsw

Wolfsburgs Trainer Pavel Gross im Olympia-Eissportzentrum in München. Foto: Matthias Balk/Archiv dpa/lsw

Wolfsburgs Trainer Pavel Gross im Olympia-Eissportzentrum in München. Foto: Matthias Balk/Archiv dpa/lsw

München/Mannheim. Nach dem Halbfinal-Aus gegen Topfavorit EHC Red Bull München steht beim siebenmaligen deutschen Eishockey-Meister ein Neuanfang an. Im Sommer wird der bisherige Wolfsburger Trainer Gross den Posten von Bill Stewart übernehmen - mit der Aufgabe, ein titelreifes Team zu formen. „Es gibt viele Ansatzpunkte, an denen man arbeiten muss“, bilanzierte Stewart nach seiner Kurzzeit-Mission bei den Adlern. „Man darf nicht nur auf den Trainer deuten.“

Stewart, der umstrittene Meistercoach von 2001 mit fragwürdigem Ruf, bleibt den Adlern nach eigenen Worten dennoch erhalten. Als er dies nach dem entscheidenden und deklassierenden 0:5 in München preisgab, setzte der 60-Jährige ein für ihn typisches Grinsen auf. Aus seiner künftigen Funktion machte er ein Rätsel.

122 Tage nach seiner Vorstellung in Mannheim ging seine Amtszeit als Trainer am Freitagabend zu Ende. Auch unter ihm hatte dem Club zunächst eine Saison ohne Playoffs gedroht. Dass die Adler am Ende die Spielzeit unter den Top Vier abschließen würden, war lange nicht absehbar. „Das Team hat gezeigt, dass Substanz und Charakter in der Mannschaft ist“, sagte Stewart und würdigte die „eigene Klasse in dieser Liga“ der Münchner. Die Ansprüche der Adler Mannheim sind dennoch andere, haben sie doch einen der teuersten Kader der Deutschen Eishockey Liga beisammen. 

Als „perfekte Messlatte“ für das, was der Club in der Zukunft wieder anstrebt, hatte Stewart das Halbfinalduell mit dem EHC bezeichnet. Zu Beginn der Best-of-Seven-Serie schien eine Überraschung gegen den Meister von 2016 und 2017 sogar durchaus möglich. Doch das Duell fünf war dann schon nach dem ersten Drittel entschieden, die Serie ging mit 4:1-Siegen an den Favoriten.

„Ich bin super-enttäuscht, und es war wahnsinnig ärgerlich, dass wir es München so leicht gemacht haben“, sagte Kapitän Marcus Kink. Schlüssel war letztendlich das Spiel am Mittwoch, das die Mannheimer nach einem 2:0 und der Spieldauerstrafe für Nationalstürmer Matthias Plachta aus der Hand gaben.

Disziplinfanatiker Gross, der zwischen 1993 und 1999 als Spieler mit Mannheim dreimal Meister wurde, hat bei den finanziell deutlich geringer ausgestatteten Grizzlys als Chefcoach seit 2010 stets erfolgreich gearbeitet. Dreimal wurde Wolfsburg Vizemeister, die Niedersachsen schnitten in den vergangenen Jahren so konstant ab wie kein anderer DEL-Club. In seiner Abschiedssaison war im Viertelfinale Schluss. Stewart lobte Gross als besten Trainer der Liga neben Münchens Meistermacher Don Jackson.

In Mannheim startet der gebürtige Tscheche jetzt mit einem Dreijahresvertrag. Als neuer Manager wird dann der Schwede Jan-Axel Alavaara für den Kader mitverantwortlich sein, mit dem sich die Kurpfälzer für den skandinavischen Markt öffnen. Spekuliert wird, dass einige bestehende Verträge der Profis aufgelöst werden. Der ehemalige Nationalstürmer Christoph Ullmann kündigte noch in der Münchner Halle seinen Abschied an. Der frühere NHL-Stürmer Marcel Goc glaubt, dass der neue Weg Erfolg haben kann: „Nächste Saison greifen wir wieder an“, versprach er am Samstag.

Wolfsburgs Trainer Pavel Gross im Olympia-Eissportzentrum in München. Foto: Matthias Balk/Archiv dpa/lsw

Wolfsburgs Trainer Pavel Gross im Olympia-Eissportzentrum in München. Foto: Matthias Balk/Archiv dpa/lsw