Männer in Röcken

Kolumne. Wenn das eine normale EM wäre, dann würde sie jetzt marschieren, die Tartan-Army. So nennen sich die schottischen Fußballfans nach den Mustern ihrer traditionellen, unten luftigen Beinkleider. Wenn das eine normale EM wäre, dann würden sie jetzt ins Gastgeberland einfallen. Nicht wie ihr grobschlächtigen und grölenden Nachbarn aus dem Süden der britischen Insel, sondern friedlich, singend und begleitet von dem ein oder anderen Dudelsackspieler.

Wenn das eine normale EM wäre, dann würden sie am jeweiligen Spielort sämtliche Bars und Kneipen besetzen und spätestens zum Mittag sämtliche Alkoholvorräte ausgetrunken haben. Sie würden lachen, singen und eine Stimmung verbreiten, wie das nur Schotten – oder maximal noch ihre Freunde in Grün aus dem benachbarten Irland – können.

Wenn das eine normale EM wäre, dann hätten die Spieler, die diese Tartan-Army begleiten, keine Chance auf dem Platz. Zwei Mal haben sie bisher an einer EM teilgenommen. Nie sind die über die Vorrunde hinaus gekommen. Wenn das eine normale EM wäre, dann hätten die Schotten am Freitag in Wembley keine Chance gegen die ihnen so verhassten Engländer.

Aber das ist ja keine normale EM. Es ist ein Turnier überall und nirgendwo. Ein Turnier, bei dem die Schotten nicht in warme Länder mit gutem Wein reisen können. Sie müssen zuhause beim Bier hocken bleiben und zuschauen. Da wäre es doch nur gerecht, sie dürften zum Ausgleich einen Sieg gegen England feiern. Oder?