Kanzlerkandidatur

Machtkampf in der Union steuert auf sein Finale zu

Topleute der CDU stützen Laschet, Umfragen stützen Söder: Eine Entscheidung wird am Wochenende erwartet, aber der genaue Zeitpunkt ist weiter unklar.

17.04.2021

Von Ellen Hasenkamp

Armin Laschet (l.) mit Unions-Fraktionschef  Ralph Brinkhaus im Bundestag. Foto: Michael Kappeler/dpa

Armin Laschet (l.) mit Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus im Bundestag. Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin. Nach einer dramatischen Woche steuert der Machtkampf in der Union auf sein Finale zu. Wann und wie die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur zwischen CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder gefällt werden soll, blieb aber auch am Freitag zunächst offen. Die beiden seien weiter im Gespräch, hieß es. Eigentlich war – auch mit Blick auf die Verkündung der Kanzlerkandidatur der Grünen am Montag – eine Lösung „bis zum Wochenende“ vereinbart worden. Aus der Fraktion kam erneut die Drohung, die Entscheidung notfalls an sich zu ziehen.

Eine klare Tendenz zeichnete sich weiterhin nicht ab. Am Donnerstagmittag hatte sich nach zwei Tagen weitgehender öffentlicher Funkstille Ministerpräsident Reiner Haseloff als erster wichtiger CDU-Vertreter aus der Deckung gewagt. Seine Äußerungen im „Spiegel“ wurden als Parteinahme für Söder verstanden und prompt als erster Riss im Laschet-Lager interpretiert. Daraufhin allerdings versicherten gleich mehrere andere einflussreiche CDU-Politiker öffentlich ihre Unterstützung für den erst vor wenigen Wochen zum Parteivorsitzenden gewählten Laschet; unter ihnen der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther und sein hessischer Kollege Volker Bouffier.

Bouffier ist seit über zehn Jahren CDU-Vize und der dienstälteste deutsche Länder-Regierungschef und gilt auch deswegen insbesondere in Konfliktfällen als zentrale Entscheidungsfigur der Christdemokraten. Er verwies auf die einhellige Unterstützung für Laschet am Montag in den CDU-Spitzengremien und setzte hinzu, es sei „völlig klar“, dass „die große CDU das erste Zugriffsrecht hat“. Ähnlich argumentierte auch Gesundheitsminister und CDU-Vize Jens Spahn. Die Partei habe Laschet „im Januar zu unserem Vorsitzenden gewählt und jeder, der ihn gewählt hat, wusste, dass er damit auch den Kanzlerkandidaten der CDU nominiert“, sagte Spahn. Söder dagegen hatte das Meinungsbild pro Laschet in den CDU-Spitzengremien mit dem Argument in Zweifel gezogen, dieses repräsentiere nicht die gesamte Breite in der Partei.

Die Söder-Unterstützer konnten sich allerdings erneut durch Umfragen bestärkt fühlen. Laut „Deutschlandtrend“ der ARD halten derzeit 44 Prozent der Bundesbürger und 72 Prozent der Unions-Anhänger den bayerischen Ministerpräsidenten für den geeigneteren Kandidaten. Auch im ZDF-„Politbarometer“ hat der CSU-Mann die klar besseren Werte. Interessanterweise allerdings ergab die Umfrage auch, dass die Union trotz der erbitterten Auseinandersetzung in der Sonntagsfrage um drei Punkte zulegen konnte, während sowohl SPD als auch Grüne leicht verloren.