Ludwig II

Ludwig II

Das opulent ausgestattete Spielfilmporträt zeigt den bayrischen Märchenkönig zugleich als Visionär und tragische Gestalt.

23.12.2012

Von Klaus-Peter Eichele

Geigen für Schulkinder statt Gewehre für Soldaten. Mit solchen Grillen treibt der 1864 als 20-Jähriger auf den bayrischen Thron gekommene Märchenkönig, gespielt von Newcomer Sabin Tambrea, seine Minister zur Weißglut. Zum Urahn der Friedensbewegung sollte man Ludwig II. deswegen aber nicht ausrufen. Mehr als seriöser Pazifismus war es wohl sein harmoniebedürftiges Gemüt, das ihn vor Schlachtenlärm und intriganter Machtpolitik zurückschrecken ließ. Rückgrat zeigt er dabei eher selten: Wenn es hart auf hart kommt, zieht er sich in den Schmollwinkel zurück und lässt die Altvorderen gewähren. Hauptsache, es kommt ihm keiner bei seinen großen Lieben ? die Wagner?schen Opern, später der verschwenderische Bau von kitschigen Schlössern ? in die Quere.

Hier der lautere Träumer und (Kunst-)Visionär, dort der Zauderer und prunksüchtige Möchtegern-Sonnenkönig, schließlich noch die unterdrückte Homosexualität als psychoanalytisches Motiv ? zwischen diesen teilweise spekulativen Wegmarken schlingert sich das Regie-Paar Peter Sehr und Marie Noëlle recht kurzweilig durch die Biografie des exzentrischen Außenseiters. Ganz in Ludwigs Sinn („Ich will der Welt ein Rätsel sein?) bleibt sein Charakter als Mensch und Monarch dabei verschwommen und widersprüchlich. Das bewusst Patchwork-hafte und die um ironische Distanz bemühte Inszenierung bewahrt den Film immerhin davor, als gravitätisches Historienepos zu langweilen.

Zum soliden Unterhaltungswert tragen auch einige hübsch karikierte Nebenfiguren bei. Allen voran Edgar Selges Richard Wagner, der abgewetzt und servil wie ein Penner am Hof aufkreuzt ? um kurz darauf den großen Zampano zu markieren, dem schnuppe ist, wer unter ihm als König amtiert.

Zeigt, was Märchen-Ludwig eben war: eine schillernde Laune der Geschichte.

Ludwig II