Love, Simon

Love, Simon

Simon verliebt sich in einen Schulkameraden, der online und anonym von seiner Homosexualität berichtet. Dann soll er erpresst werden.

26.06.2018

Von Madeleine Wegner

Man kann es für ein Problem halten, dass das Outing eines homosexuellen Jugendlichen heutzutage immer noch Thema genug für eine Hollywood-Produktion ist. Oder man kann sich freuen, dass dieses Thema jetzt auch das Mainstream-Genre der Coming-of-age-Highschool-Komödie erreicht hat. Wer der zweiten Sichtweise zuneigt, bekommt mit „Love, Simon“ ein nettes Kinovergnügen serviert. Viel mehr aber auch nicht.

Man merkt dem Film an, dass Regisseur Greg Berlanti bereits etliche Fernsehserien gedreht hat. Spritzige Dialoge, routiniert auf eine witzige Pointe hinführend, mit flotter Hand gezeichnete und überwiegend sympathische Charaktere, kontrastiert durch zwei Bösewichte. Im Zentrum eine amerikanische Mittelschichtsfamilie wie aus dem Bilderbuch - der Film macht es dem Zuschauer leicht, sich zurechtzufinden.

Die (selbst-)ironischen Kommentare aus dem Off, mit denen die Hauptfigur Simon (Nick Robinson) sich und seine Umgebung vorstellt, tragen ebenso dazu bei, dass keine Problemfilm-Atmosphäre aufkommt, wie die Wohlfühl-Teenager-Clique von Simon, in der die Freunde herrlich unbeschwert Zeit miteinander verbringen.

Dazwischen werden die inneren Konflikte und Hemmungen eines 17-Jährigen sichtbar, der entdeckt, dass er homosexuell ist. Rebellion ist nicht seine Antwort auf diese Erkenntnis. Simons Hauptproblem ist vielmehr, dass er „genauso normal wie ihr“ weiterleben möchte.

Dabei helfen könnte ihm das Internet, über das er sich anonym mit einem Mitschüler über die Gefühle und Erfahrungen einer schwulen Pubertät austauscht. Diese Möglichkeit wird aber gleichzeitig zur Gefahr: Eine Erpressung und ein Outing wider Willen sind die Folge. Auch der Zuschauer wird dabei immer wieder auf falsche Fährte gelockt. Wer der geheimnisvolle „Blue“ ist, in den sich Simon verliebt, bleibt lange ein Rätsel.

So hat der Film alle Zutaten, die ihn zu einem sommerlich-charmanten Kinovergnügen für Jung und Alt machen, das nicht mit allzu viel Tiefgang verstört, aber auch nicht gänzlich in seichtem Fahrwasser stecken bleibt. Mit einem fruchtigen Cocktail ließe sich anschließend darauf anstoßen, dass Schwulsein auch in Hollywood nur noch für kleine Dramen taug. 

Wer noch nicht wusste, dass Homosexualität nicht schlimm ist, erfährt es in diesem Film auf unterhaltsame Weise.