Tübingen · Fest

Lorettofest: Ein Viertel feiert seine Vielfalt

Vereine, Initiativen und Institutionen kamen zum 16. Mal rund um den Lorettoplatz zusammen und boten bunte Unterhaltung.retto

08.09.2019

Von Monica Brana

Bei den „Himmelstänzerinnen“ staunten die Zuschauer beim Loretto-Fest. Bild: Anne Faden

Bei den „Himmelstänzerinnen“ staunten die Zuschauer beim Loretto-Fest. Bild: Anne Faden

Tagsüber ziehe es die Menschen eher in den Ostflügel des Viertels, in Richtung Paulinenstraße, und abends in den Westen, gen Hechingerstraße. Stefanie Köber und Bernd Maier vom Lorettina-Verein waren sich am Samstag einig: Nachmittags kamen vorwiegend Kinder und Familien auf ihre Kosten, später dann alle anderen. 36 Programmpunkte drängten sich zwischen 14 und 0 Uhr. Denn von der Kampfsportschule bis zum Second-Hand-Laden wollten zahlreiche lokale Anbieter mitmachen beim 16. Lorettofest.

Mit 60 Helfern versuche ihr Verein, mit dem Verkauf von Getränken die Kosten für die Organisation der großen Sause wieder hereinbekommen, sagte Maier. Abgesehen von einem Klowagen, der die bisherigen Dixie-Toiletten ablöste, gebe es in diesem Jahr keine Neuerungen, ergänzte Köber. Trotzdem gab es für die Besucher so einiges zu entdecken. Eine Roboter-Achterbahn mit Renn-Bots zum Selberbauen gab es beispielsweise im Innenhof hinter der Gölzstraße. Dort zeigte Informatiker Bernhard Schloss an seinem Werktisch zahlreichen jungen Interessierten, wie sie ihr Spielzeug zum Nachhausenehmen zusammenbauen müssen. Die Idee habe er einer Zeitschrift entnommen, sagte Schloss. Ihm sei wichtig, „dass auch Kinder sich mit Technik besser auskennen“. Und diese müsse gar nicht teuer sein. Der siebenjährige Jonathan Tibus, der mit seiner Familie da war, freute sich schon auf ein Roboterrennen auf dem heimischen Fußboden.

Krokodile, Schwalben und Raketen trugen jene Kinder nach Hause, die zum T-Shirt-Graffiti-Workshop der Martin-Bonhoeffer-Häuser kamen. Mit Textilsprühfarbe brachten sie die auf einer Werkbank ausgebreiteten Oberteile auf Vordermann. Auch bei der „sozialen Gruppenarbeit“ an der Grundschule Hechinger Eck hätten die Kinder gerne mit Sprühflaschen gearbeitet, sagte Standbetreuerin Sonja Gebauer. Das Ergebnis, ein viereckiger Graffiti-Turm, prangte bunt neben dem Aktions-Pavillon.

Zwischen den Essensständen mit Speisen aus aller Welt sorgten Musik und Aufführungen unterschiedlichster Art für Auflockerung. Baten die Tänzerinnen von „Riro Rapa Nui“ Kleinkinder und ältere Herren zum Osterinseltanz auf die Tanzsportbühne, so wirbelten große und kleine Kämpfer der Zhu Shi Wushu-Akademie auf dem Weg dorthin über die Gölzstraße. Ihr flauschiger Löwe bezirzte mit Augenklimpern und drolligen Possen zunächst die Passanten, die in wachsender Zahl stehenblieben, und der von mehreren Trägern in Bewegung versetzte Drache sauste im Zickzack durch die Straßenschlucht. Ähnlich der schwäbischen Fasnet diene der chinesische Drachentanz dazu, in der dunklen Jahreszeit das Unheil zu vertreiben, sagte Truc Nhu Tran von der Kampfsportschule. Auch der Löwentanz werde bei großen Festen gerne gezeigt, denn der Löwe gelte als Glücksbringer.

„Die Musik ist besser als letztes Jahr“, fand Maximilian Schmock, der abends mit Bekannten vor der Open-Air-Bühne entspannte. Das Fest sei zum Ferienende stets ein bewährter Treffpunkt, um sich gegenseitig auf den aktuellsten Stand zu bringen, sagte der 18-Jährige.

Erstmalige Lorettofestbesucherin war Franziska Mallot, die fünf Stunden lang beim Getränkeausschank geholfen hatte. Ihr gefalle es, sagte die Lustnauerin. Ihre Gründe, aus der Südstadt zum Fest zu reisen, legte Familie Wolf dar: zur Hälfte wegen des Programms, zur Hälfte aber auch, um Bekannte zu treffen, sagte Oliver Wolf. „Schulnote zwei“ verpassten die Vier dem Fest, es sei immer wieder schön.