Deutsche Handballer erwarten starke Schweden

Lockerheit der „Bad Boys“ verflogen

Lockerheit? Gute Laune? Kurz vor dem Auftaktspiel der Olympischen Spiele wirken die deutschen Europameister ziemlich angespannt.

06.08.2016

Von SID

DHB-Trainer Dagur Sigurdsson peilt mit seinem Team nach dem EM-Titel den nächsten Coup an. Foto: dpa

DHB-Trainer Dagur Sigurdsson peilt mit seinem Team nach dem EM-Titel den nächsten Coup an. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Selbst Andreas Wolff stapfte schnurstracks zum Mannschaftsbus. Etwas sagen wollte der sonst so wortgewandte Shootingstar des deutschen Handballs wie viele seiner Kollegen nicht. Bei aller Vorfreude auf den Olympia-Auftakt wächst bei den Bad Boys die Anspannung, die Europameister spüren plötzlich den Druck der sprunghaft gestiegenen Erwartungshaltung.

Die Lockerheit des Gold-Coups ist in den Stunden vor dem Turnierstart am Sonntag (16.30 Uhr MESZ/ZDF) gegen Rekord-Europameister Schweden jedenfalls verflogen. „Wir haben etwas Tolles erreicht, aber der EM-Titel ist Vergangenheit. Wir müssen jetzt abliefern“, sagte Kai Häfner. Der Rückraumspieler, einer von neun EM-Helden im deutschen Olympia-Kader, mahnte zu vollster Konzentration: „Wenn wir nicht 100 Prozent geben, wird das nichts. Da bringt auch der EM-Titel nichts.“ Die steigende Anspannung im deutschen Lager ist deutlich spürbar. Die Konkurrenz zählt die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson zu den Titelfavoriten, die deutsche Öffentlichkeit sehnt die erste olympische Handball-Medaille seit Silber 2004 in Athen herbei – und so wird der Sensations-Coup von Polen kurz vor dem Olympia-Start ein Stück weit zur Last.

„Klar ist da eine gewisse Erwartungshaltung von außen“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer, „aber die gibt es auch von innen“. Man müsse „jetzt aufpassen, dass wir nicht zu viel von uns erwarten und auch mit kleinen Dingen erstmal zufrieden sind“. Ansonsten, so der Linksaußen, drohe eine „Negativ-Spirale. Wir dürfen an nichts anderes denken als an die nächste Aktion“. Und Rechtsaußen Patrick Groetzki forderte mit Blick auf die durchwachsenen Testspiel-Ergebnisse: „Wir müssen uns steigern, um im Turnier bestehen zu können.“ Coach Sigurdsson versucht in dieser schwierigen Gemengelage, seinen Spielern, allesamt Olympia-Debütanten, den Druck zu nehmen. „Natürlich ist das Interesse gestiegen, aber das muss nicht unbedingt Druck sein“, sagte der Isländer. Als Bürde sieht Sigurdsson den EM-Titel nicht, im Gegenteil: Er setzt auf ein neues Selbstverständnis. „Ich glaube so etwas tut allen gut“, sagt er und verwies auch auf die anderen Titel wie den Gewinn der deutschen Meisterschaft für Gensheimer, Groetzki und Pekeler. Zudem wurde Abwehrchef Lemke Pokalsieger und Reichmann holte die Champions League. „Viele haben eine Super-Saison hinter sich, die anderen sind hungrig“, so Sigurdsson. Doch zum Auftakt wartet gleich ein ordentliches Kaliber. Die Schweden holten bei den letzten vier Sommerspielen immer die Silbermedaille – ein Ergebnis, von dem die deutschen Handballer träumen.