Die Grundversorgerinnen

Literarisches Quartett um Schriftstellerin Pia Ziefle eröffnet neuen Buchladen in Mössingen

Derzeit kreist noch der Spachtel an der Stelle, wo in gut einem Monat Mössingens neue Kinderbuch-Ecke stehen könnte. In der langgestreckten Gewerbefläche an der Bahnhofstraße 13, wo schon Kosmetikstudio, Klamottenladen und Haushaltswarengeschäft residierten, eröffnet eine Gruppe von Frauen um die Mössinger Schriftstellerin Pia Ziefle Mitte Mai einen Buchladen.

07.04.2018

Von Eike Freese

„Wir wissen alle, was wir an diesem Standort erwarten können“: Chefin Pia Ziefle mit ihren Mitarbeiterinnen Antje Zimmerer und Susanne Schwarz (von links) beim Business-Planen im Mössinger Café Pausa. Bild: Franke

„Wir wissen alle, was wir an diesem Standort erwarten können“: Chefin Pia Ziefle mit ihren Mitarbeiterinnen Antje Zimmerer und Susanne Schwarz (von links) beim Business-Planen im Mössinger Café Pausa. Bild: Franke

Diese Nachricht ist nicht unerheblich in einem Ort, in dem der bisherige Allein-Anbieter Schramm in den kommenden Wochen sein Geschäft endgültig schließt (wir berichteten).

Geplant haben die vier Frauen, alle ehemalige Schramm-Mitarbeiterinnen, einen eigenen Buchladen zwar schon länger – doch den Zuschlag für die 85 Quadratmeter Bahnhofstraße gab es erst vor vier Wochen. Deshalb muss es jetzt etwas schneller gehen: Seit vorgestern arbeiten Ziefle und ihre Kolleginnen Antje Zimmerer, Susanne Schwarz und Renate Pfau-Egerter am Interieur des Ladens, parallel laufen die betriebswirtschaftlichen Vorbereitungen. „Glücklicherweise kommen wir ja alle direkt aus der Branche und können nahtlos anknüpfen“, sagt Pia Ziefle. So trifft man sich derzeit etwa zum Kaffee mit Vertretern der Verlage im neuen Café Pausa – und tüftelt das Programm des Ladens aus.

„Wir müssen uns hier als Grundversorger sehen, da gibt keine Alternative“, sagt Ziefle zur Ausrichtung. Heißt: breites Sortiment, neben Belletristik auch Jugendbücher, gefragte Sachbücher und die Schulbuch-Versorgung, dazu Tipps von Mitarbeiterinnen sowie Mössingensien wie Wanderführer und Heimatbände. Events wie Empfehlungsabende: ja. Lesungen: höchstwahrscheinlich, am Besten mit Partnern und an schönen Orten wie der Pausa oder der Steinlach.

Autorin Ziefle (siehe Info-Kasten) wird den Laden als Ein-Frau-Betrieb führen. Ihre Kolleginnen sind als Teilzeitkräfte angestellt. Die Schramm’sche Buchhandlung hätte Ziefle, die selbst dort arbeitete, zunächst auch übernehmen können – aber Geschäftsführer und Angestellte konnten sich Ende vergangenen Jahres nicht auf die Modalitäten einigen.

Ihr eigenes unternehmerisches Risiko sieht Ziefle, gibt sich aber gelassen: „Der Businessplan ist genau geprüft. Wir vier wissen alle, was wir an diesem Standort erwarten können und was nicht.“ Die Lage etwa, gegenüber von Post und Bank, finden die Frauen toll und hoffen auf weiteren Schub, wenn die Bahnhofstraße bald optisch aufgemotzt wird. Gegen Internet-Riesen wollen sie mit Präsenz, Service und einem großen Netzwerk in der Region bestehen. „Ich selbst kann wohl auch von meinen Verbindungen in der Verlagswelt profitieren“, sagt Ziefle. Außerdem: Auch online könne man bekanntlich den lokalen Buchhändler unterstützen.

Offline will man an der Bahnhofstraße möglichst viel Persönlichkeit zeigen: Die Schaufensterfläche in Nummer 13 ist riesig und soll breite Einblicke ins Innere des Ladens geben. Dass sie nichts übernehmen, sehen die vier Frauen inzwischen als Segen – weil sie nun kreativ werden können. Weiße Regale sollen rein, so Ziefle, und für einige Wände ist Petrol vorgesehen. Und der Name ihres Buchladens? „Unser Buchladen.“

Zwei Romane, ein Laden: Pia Ziefle

Pia Ziefle, 44, hat 2012 bei Ullstein ihr Roman-Debüt „Suna“ veröffentlicht. Zwei Jahre später folgte „Länger als sonst ist nicht für immer“ im Arche Verlag. Derzeit arbeitet sie an ihrem dritten Roman, der „Fluchtthemen“ behandelt, wie sie sagt. Er soll wieder bei Ullstein erscheinen. Ziefle ist auch im Internet aktiv und bloggt auf ihrer Seite www.piaziefle.de. Zum Geschäftsrisiko als Buchhändlerin sagt sie als Autorin: „Ich kann nicht tief fallen.“ Und als Mutter: „Drei pubertierende Kinder sind Qualifikation genug fürs Unternehmertum.“joc