Musik

Lied und Leid - Wenn „Rachesongs“ zum Hit werden

Schon Justin Timberlake hat seine Trennung von Britney Spears verarbeitet – und damit einen Hit gelandet. Mit „Rache-Songs“ wird gut verdient. Von Aleksandra Bakmaz,

28.01.2023

Von dpa

Liebes-Aus nach zwölf gemeinsamen Jahren: Sängerin Shakira und Fußballstar Gerard Piqué.  Foto: Raúl Terrel/Europa Press/dpa

Liebes-Aus nach zwölf gemeinsamen Jahren: Sängerin Shakira und Fußballstar Gerard Piqué. Foto: Raúl Terrel/Europa Press/dpa

Los Angeles/Barcelona. Er habe einen Ferrari gegen einen Twingo getauscht und eine Rolex gegen eine Casio: Mit diesen Worten rechnet Popstar Shakira (45) in ihrem aktuellen Lied „Music Sessions #53“ mit Ex-Partner Gerard Piqué (35) ab. Das Paar, das zwei Kinder hat, hatte sich nach zwölf gemeinsamen Jahren im vergangenen Sommer getrennt. Der Profi-Fußballer ist mutmaßlich nun mit einer deutlich jüngeren Frau zusammen. Shakira ist nicht die Einzige, die in einem Song mit ihrem Ex abrechnet. Und damit Erfolg hat.

Ein bisschen klingt es nach Frust, wenn sie auf Spanisch singt: Sie sei zwei 22-Jährige wert. Das Musikvideo zeigt sie in einem Tonstudio, gemeinsam mit dem argentinischen Musikproduzenten Bizarrap. Die Kolumbianerin teilt ordentlich aus. Man müsse auch sein Gehirn trainieren, nicht nur seinen Körper.

Zumindest musikalisch trifft sie damit ins Schwarze. Das Video wird auf Youtube millionenfach geklickt. Fans stellen sich in den Kommentaren hinter den Musikstar. Und auch der Hersteller des Twingos – Renault in Frankreich – schaltet sich ein. „Shakira, wir werden dich weiterhin unterstützen“, schreibt das Unternehmen auf Twitter. Schlagzeilen, die dem neuen Pop-Hit Rückenwind geben – und natürlich auch die Streamingzahlen in die Höhe schnellen lassen.

Noch erfolgreicher ist die neue Single von US-Sängerin Miley Cyrus. Mit der Trennungshymne „Flowers“, die viele Menschen im Netz auch für einen „Rache-Song“ halten, dominiert sie weltweit die Charts. Unter anderem in den USA, Großbritannien, Kanada und der Schweiz schafft es die 30-Jährige damit an die Spitze.

In dem Hit verarbeitet der ehemalige Kinderstar – offensichtlich – die Trennung von ihrem Ex-Mann, dem Schauspieler Liam Hemsworth (33, „Die Tribute von Panem“). Sie besingt den Brand ihres gemeinsamen Hauses. Die Single kam am 13. Januar heraus, genau zum Geburtstag des australischen Schauspielers. Die beiden hatten über viele Jahre eine On-Off-Beziehung. Vor rund zwei Jahren ließen sie sich dann scheiden.

Dass es ihr nach der Trennung nun wieder besser geht, deutet die Schauspielerin schon mit den Worten „neues Jahr, neue Miley“ an, mit denen sie ihre neue Single kurz nach Silvester angekündigt hat. Im Musikvideo zeigt sie sich selbstbewusst in einem extravaganten goldenen Kleid und tanzt erst in den Hollywood-Hills und später in einem Herrenanzug. „I Can Buy Myself Flowers“ („Ich kann mir selber Blumen kaufen“) ist dabei die Zeile, die zum Ohrwurm wird.

US-Sängerin Miley Cyrus bei einem Auftritt beim Glastonbury Festival.

US-Sängerin Miley Cyrus bei einem Auftritt beim Glastonbury Festival.

Nicht nur Miley und Shakira besingen ihren Kummer. Lied und (Liebes-)Leid liegen auch für andere Künstler oft nah beieinander. So verarbeitete etwa Justin Timberlake seine Trennung von Pop-Ikone Britney Spears vor mehr als 20 Jahren mit dem Hit „Cry Me A River“, was grob übersetzt „Wein dich aus“ bedeutet. Britney wird in dem Musikvideo von einem Double verkörpert, was dem „Rache-Song“ noch mehr Aufmerksamkeit brachte.

Experte: Authentisch und bewegend, teilweise aber auch sehr belastend

Die Authentizität mache „Rache-Songs“ so erfolgreich, sagt der Musiker und Diplom-Psychologe Michael Wecker in Berlin, der den Verein „Mental Health in Music“ mitgegründet hat. Liebe sei in jedem zweiten Popsong das Thema. „Wer selber mal Songtexte geschrieben hat, weiß, dass es wirklich schwierig ist, auf etwas Sinnvolles zu kommen“, sagt der 40-Jährige. Was einen bewege, sei oft der Treibstoff, mit dem man Texte schreibe. Künstlerisch sei man dafür dankbar, auch wenn es persönlich schwierig oder sehr belastend sei. Das „Echte“ ziehe das Publikum an und mache aus „Rache-Songs“ oft Hits, so Wecker. In der Musikgeschichte haben sie eine lange Tradition. „Im Hip-Hop und im Rap heißen sie Diss-Tracks und spielen eine ganz große Rolle“, so der Musikexperte.

Das bestätigt Gregor Schwellenbach vom Institut für Popmusik der Folkwang Universität der Künste in Bochum. „Rache-Songs“ seien zwar kein eigenes Genre in der Musik, es gebe sie aber wieder. Netter Nebeneffekt: „Es macht die Vermarktung der Songs einfacher, wenn sie Schlagzeilen machen und eine Geschichte dahinter steckt“, sagt Wecker. Einen Nachteil habe das Ganze aber, so Wecker: „Die Krux an der Sache mit den „Rache-Songs“ ist: Man muss sie immer wieder singen, auch wenn das Liebes-Aus schon längst überwunden ist.“ dpa

Zum Artikel

Erstellt:
28.01.2023, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 07sec
zuletzt aktualisiert: 28.01.2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!