Soforthilfe

Liebeszauber und Jazz auf dem Fagott

Von der Liederhalle in den Perkins Park: „Stuttgart goes live“ streift einen Abend lang durch die Kulturszene.

24.03.2021

Von OTTO PAUL BURKHARDT

Stuttgart. Es wurde ein langer Streaming-Abend mit Kunst, Klassik, Jazz und mehr, ein famoser Kulturbummel durch Museen, Konzertsäle und Clubs – samt Late-Night-Finale im Perkins Park. Denn just zur selben Zeit, da am Montag die hohe Politik den Lockdown verlängerte, gab die Vor-Ort-Initiative „Stuttgart goes live“ erneut einen Einblick in die Vielfalt der städtischen Kulturszene.

Der Abend mit sechs beteiligten Organisationen setzte darüber hinaus ein starkes Signal zugunsten der Künstler*Innen Soforthilfe, die in Not geratenen Freischaffenden finanziell unter die Arme greift. Nach einer Führung durch die Ausstellung WÄNDE/WALLS im Kunstmuseum spielte das Staatsorchester in der Liederhalle auf. Dirigent Cornelius Meister zog bei Manuel de Fallas Suite „El amor brujo“ alle Register: flirrender Klangzauber, treibende Rhythmen, zarte Kantilenen – der volle, sinnliche Breitleinwand-Sound.

Mit Kaija Saariahos Streicherstudie „Terra Memoria“ folgte eine Musik, die wie eine schemenhafte Erinnerung aus dem Nichts aufsteigt, sich dramatisch verdichtet und wieder in die Stille zurückkehrt – von Meisters Orchester eindrucksvoll ausgehorcht. Das Finale bestritt dann Schuberts Achte, im Scherzo mit ruppigem Humor aufgemischt.

Zwischen den Klassikblöcken stellte Maestro Meister per Interview Joe Bauer vor, den Hauptinitiator der Soforthilfe, die kurz vor dem ersten Lockdown im März 2020 gegründet worden war. Bis heute konnte die Initiative rund 1700 in Not geratenen Künstlern Geld überweisen, insgesamt sind Spenden in Höhe von 950?000 Euro eingegangen. Als weiteres Intermezzo gab es Poetry Slam mit Sebastian 23: rasante Wortakrobatik, bei der sich auch schon mal „Kinnwärmer“ auf „sinnärmer“ reimt.

Ravel – lustvoll neu inspiriert

Von der Liederhalle zog das Publikum virtuell weiter in den Bix Jazzclub. Dort bot ein Oktett aus Musikern des Staatsorchesters und der Hausband wirklich Außergewöhnliches – Ravels Streichquartett, lustvoll neu inspiriert im Grenzgebiet von Klassik und Jazz. Glänzend das Arrangement von Libor ?ima, je nachdem sphärisch, vibrierend oder extrem funky, gefolgt von ein paar Titeln mit allem, was das Crossover-Doppelherz begehrt: süffige Streichersounds, wilde Saxophonsoli, sogar eine furiose Bebop-Einlage auf dem Fagott. „Stuttgart goes live“ – derlei Farbexplosionen im grauen Lockdown tun gut. Und es ging noch lange weiter – mit Singer-Songwriter Tiemo Hauer im Laboratorium und DJ Eric Bee im Perkins Park. Otto Paul Burkhardt

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Erstellt:
24.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 24.03.2021, 06:00 Uhr

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