Wurmlingen·Karmette

Licht um Licht gelöscht

In der Wurmlinger Kapelle feierten 35 Gläubige eine besondere Liturgie.

23.04.2019

Von Werner Bauknecht

Karfreitag in der Wurmlinger Kapelle: Pfarrer Martin Uhl singt das Klagelied Jeremias, im Hintergrund löscht Diakon Stefan Heymann die letzte Kerze. Bild: Erich Sommer

Karfreitag in der Wurmlinger Kapelle: Pfarrer Martin Uhl singt das Klagelied Jeremias, im Hintergrund löscht Diakon Stefan Heymann die letzte Kerze. Bild: Erich Sommer

Der Begriff „Mette“ kommt aus dem Lateinischen. „Matutina“ bedeutet Morgenstunde. Da am Karfreitag keine Eucharistie gefeiert wird, versammeln sich die Katholiken zur Trauermette. Die Karmette, auch Tenebrae (lateinisch: „Dunkelheit“) genannt, folgt dabei einer ganz bestimmten Liturgie. Zwar wurde die Karmette historisch frühmorgens abgehalten, im Lauf der Zeit und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil bildeten sich verschiedene Formen und Tageszeiten aus.

Zur Karmette gehören die 15 Kerzen auf dem dreieckförmigen so genannten Tenebrae-Leuchter. Elf Kerzen symbolisieren die Apostel, und drei die drei Marien: Maria Magdalena, Maria (Jesu Tante und Frau des Kleophas) und Maria Salome (Mutter der Apostel Jakob und Johannes) – also die drei Frauen, die unter dem Kreuz saßen. Die 15. Kerze ganz oben steht für das Licht Jesu.

Nach jedem Vers der Klagelieder wird eine der Kerzen gelöscht. Dies symbolisiert die fortschreitende Verlassenheit Jesu, nachdem er im Garten Gethsemane gefangen, von den ängstlichen Jüngern verlassen und dann ans Kreuz genagelt wurde.

Die Mette in der Wurmlinger Kapelle am Karfreitagsabend mit etwa drei Dutzend Gläubigen begann mit dem Invitatorium, gesungen von Diakon Stefan Heymann. Er ist Diakon in Tübingen, hat seine Ausbildung jedoch in Wurmlingen absolviert. Bei der Karmette wechselte er sich mit dem Ortspfarrer Martin Uhl ab.

„Hymnus“ beschreibt das Bild von Jesus am Kreuz mit seiner „durchstochnen Seite“. Er wird alternierend von Heymann und der Gemeinde gesungen. In der „Psalmodie“, also dem Ersten Psalm Jeremia, spricht der Prophet vom Zorn Gottes, der über die Menschen kommen kann: „Denn wenig nur, und sein Zorn ist entbrannt.“ Bei der „Ersten Lesung“, dem Beginn des Klageliedes des Jeremia, wird nach jedem Vers eine Kerze gelöscht. „Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zum Herrn, deinem Gott.“

Kirchenchor-Leiterin Christine Geier las eine Schrift des heiligen Bischof Augustinus. Gott habe den Menschen das Leben verliehen, so Augustinus, indem er seinen einzigen Sohn für sie opferte.

Nach dem Responsorium, dem Wechselgesang zwischen Vorsänger und Gemeinde, war der Gottesdienst zu Ende. Entsprechend dem Charakter des Karfreitags und der liturgischen Tradition: ohne Segen.

Zum Artikel

Erstellt:
23.04.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 23.04.2019, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!