Fridays for Future

Klimademo in Rottenburg: Lerngang statt Streik

Auch in Rottenburg wurde erstmals für das Klima demonstriert: Die Viertklässler der Kreuzerfeld Grundschule mussten dafür nicht mal schwänzen.

04.05.2019

Von Peter Strigl

Wenn ich groß bin und die Politiker lange tot sind, dann wissen die Kinder nicht mehr, was ein Schneemann ist“, sorgt sich der elfjährige Omar um die Zukunft. „Die sehen dann Fotos und fragen, was das ist“, ergänzt die zehnjährige Lea. Der gleichaltrige Luke hat ein Plakat mit Bäumen gemalt: „Ich will nicht, dass der Wald abgeholzt wird.“ Noah und Merlin liegt besonders das Thema Plastik am Herzen: „Das soll nicht ins Meer kommen“, fordert Noah. „Wir wollen halt, dass die Zukunft sauber ist“, fasst die neunjährige Annelie schlicht zusammen.

Derlei Gedanken machen sich die Rottenburger Schüler über Klima- und Umweltschutz. Rund 70 Viertklässler bildeten gemeinsam mit einigen Lehrern am Freitag die erste Rottenburger Fridays for Future-Kundgebung. Fast die gesamte vierte Klassenstufe der Kreuzerfeld Grundschule demonstrierte auf dem Marktplatz. Sie hielten selbstgebastelte Schilder in die Höhe und sangen „Do it now“, eine von belgischen Musikern umgedichtete Version des Protestsong-Klassikers Bella Ciao (siehe auch das Video).

Im Gegensatz zu den jungen Demonstranten in anderen Städten, mussten die Rottenburger für ihren „Streik“ nicht den Unterricht sausen lassen: Die Demo wurde als „Lerngang“ von Rektorin Ulrike Feirer-Mangold genehmigt und beim Ordnungsamt angemeldet. „Die Eltern wurden auch informiert“, stellt Lehrerin Elke Petersen klar. „Es gab keine Gegenstimmen.“

„Wir haben es aber allen Kindern freigestellt, ob sie mitkommen oder nicht“, führt die Religionslehrerin weiter aus. „Die nehmen das schon ernst. Sie sind oft schon weiter, als wir denken.“

Die Idee entstand im Sachkundeunterricht: Ein Schüler hatte einen Zeitungsartikel über einen ertrinkenden Eisbären mitgebracht. Ebenfalls durch die Medien hatten die Schüler von Greta Thunberg und „Fridays for Future“ gehört. Das Thema Wetter – und damit auch Klima – steht ohnehin im Lehrplan: „Warum machen wir
sowas nicht auch?“, habe sie sich da gefragt, berichtet Petersen. „Damit lernen sie erstmals ein Stück lebendige Demokratie kennen“, meint Martin Salat, Klassenlehrer der 4C.

Nach der Demo kehrten die Schülerinnen und Schüler ins Kreuzerfeld zurück und besprachen dort ihre ersten Demonstrationserfahrungen. Auch für die Zukunft schließt die Schule weitere Aktionen nicht aus. Schon früher hatten die Viertklässler Müll in der Umgebung ihrer Schule gesammelt und damit vier Säcke gefüllt. „Uns Kindern ist die Zukunft wichtig“, erklärt Sarah aus der 4D. „Die Politiker müssen was machen“, bringt die 10-Jährige das Anliegen ihrer Generation auf den Punkt.

Nicht nur Sprüche: Rottenburger Grundschüler hatten bei der Mini-Version einer „Fridays for Future“-Demonstration extra einen Song einstudiert, den sie mitsamt Choreographie und geballter Power auf dem Rottenburger Marktplatz vortrugen. Bild: Peter Strigl

Nicht nur Sprüche: Rottenburger Grundschüler hatten bei der Mini-Version einer „Fridays for Future“-Demonstration extra einen Song einstudiert, den sie mitsamt Choreographie und geballter Power auf dem Rottenburger Marktplatz vortrugen. Bild: Peter Strigl