Raubgut

Leiterin warnt vor übereilten Handlungen

Über die Benin-Bronzen wird hitzig debattiert. Rückgaben solcher Kunstschätze sind aber nicht so einfach.

07.04.2021

Von BB

Eine der Benin-Bronzen im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Eine der Benin-Bronzen im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Berlin/Hamburg. Die Leiterin der Benin Dialogue Group, Barbara Plankensteiner, hat vor übereilten Schritten in der aufgeheizten Restitutionsdebatte gewarnt. „Es hat gar keinen Sinn – auch den nigerianischen Partnern gegenüber – jetzt Dinge zu forcieren, die sie unter Druck setzen“, sagte die Direktorin des Hamburger Museums am Rothenbaum. Restitutionen seien komplexe Prozesse. „Das bedeutet ja nicht, einfach Objekte in eine Kiste zu packen und sie zurückzuschicken.“

In jüngster Zeit wird verstärkt darüber diskutiert, im Kolonialismus geraubte Kunst zurückzugeben. Das ist auch bei den Benin-Bronzen der Fall, die in zahlreichen deutschen Museen zu finden sind. Im Berliner Humboldt Forum sollen sie eine zentrale Rolle spielen.

Die Objekte stammten größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. Die Benin Dialogue Group vereint Museen aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden mit nigerianischen Partnern und Vertretern des Königshofs von Benin.

Politische Weiterentwicklung

Plankensteiner sieht eine Entwicklung in der Debatte um Rückgaben. „Man kann nicht die Gegebenheiten der 70er und 80er Jahre mit den heutigen gleichsetzen.“ Die Situation habe sich politisch weiterentwickelt. „Als wir vor zehn Jahren die Benin Dialog Gruppe gegründet haben, hat sich kaum ein Politiker für das Thema interessiert. Bei Restitutionen hieß es immer, es gebe keine gesetzlichen Grundlagen dafür.“

Ob Restitution oder Leihgabe für das in Benin City geplante Edo Museum of West African Arts ist für die Kultur- und Sozialanthropologin Verhandlungssache. „Es gibt alle möglichen Denkvarianten.“ Für alle Beteiligten sei es wichtig, diese Kunst auch weiterhin in der Welt zu repräsentieren. „Es geht darum zu klären, was nach Nigeria zurück geht und in welcher Form, und welche Werke eventuell hier bleiben können.“ Gerd Roth