Rassismus

Kommentar: Leider weit verbreitet

Erst die Diskussion um Baerbocks „N“-Wort, nun das „K“-Wort.

30.07.2021

Von Michael Gabel

Der deutsche Rad-Sportdirektor Moster hat bei Olympia seinen Schützling mit den Worten „Hol die Kameltreiber!“ angefeuert und ist dafür völlig zu Recht nach Hause geschickt worden. Nicht gut ist dagegen, dass der Deutsche Olympische Sportbund und der Bund Deutscher Radfahrer fast einen Tag gebraucht haben, um sich zu dieser Entscheidung durchzuringen. Anscheinend mussten sie erst von den Sportlern dazu gedrängt werden – ein Armutszeugnis.

Ein Wort wie „Kameltreiber“ zu verwenden, das offensichtlich auf zwei Radrennfahrer aus Algerien und Eritrea gemünzt war, ist ein typischer Fall von Alltagsrassismus und die Kritik daran hat auch nichts mit künstlicher Tabuisierung wie in Baerbocks Fall zu tun. Dabei kann man dem Mann seine Reue, alles sei „im Eifer des Gefechts“ passiert und es tue ihm „unendlich leid“, sogar abnehmen. Trotzdem muss ein Sportfunktionär sich und seine Worte besser im Griff haben. Wenn solche Sprüche sogar in aller Öffentlichkeit gemacht werden, dann möchte man gar nicht wissen, was im Training so alles gesagt wird.

Der Fall ist ein weiterer Beleg für den Alltagsrassismus, der mitten in unsere Gesellschaft hineinragt. Er beginnt bei der bewussten oder unbewussten Ungleichbehandlung von Menschen mit nichtdeutsch klingenden Namen, etwa bei der Arbeitsplatzsuche. Und umfasst auch den Gebrauch abwertender Wörter, die vielleicht sogar „witzig“ gemeint sind, aber andere Menschen sehr verletzen können. Als Gegenmittel hilft nur, Kontra zu geben, wenn solche Bemerkungen fallen: bei der Arbeit, in der Schule und auch im Sportverein.