Medizin

Leichte Zunahme bei Organspenden

Die Zahl der Organentnahmen geht allgemein zurück, am Tübinger Uniklinikum stieg sie im letzten Jahr jedoch an.

16.01.2018

Von ust

Der Bedarf an Spendeorganen ist groß, die Zahl an Organspenden deutlich niedriger. In Deutschland sei nun ein Tiefstand erreicht, so wurde gestern überregional gemeldet. Auch am Tübinger Uniklinikum betrachtet man die abnehmende Spendenzahl mit Sorge, so sagt der leitende Transplantationsmediziner Dr. Manfred Beck. Tübingen sei jedoch nicht in dem gemeldeten Umfang betroffen. Hier verzeichnet man sogar eine Zunahme an Organspenden. 2016 waren es insgesamt sechs, im vergangenen Jahr dagegen 9 Spenden. Die Zahlen sind zwar klein, dennoch sprechend.

Dass das Klinikum besser dasteht als andere Krankenhäuser, liegt, so Beck, auch daran, dass man die Entwicklung vorhersah und rechtzeitig Maßnahmen dagegen ergriff. So werden die Abläufe regelmäßig intern besprochen und die Daten der Verstorbenen mit Diagnose Hirntod analysiert. Doch vor allem, so betont Beck: „Wir haben Transplantationsbeauftragte auf jeder Intensivstation.“ Das sind sechs Ärzte und zwei Pflegekräfte. Alle wurden speziell geschult. Zu viel hänge vom individuellen Engagement der Ärzte ab, auch dieses Argument wurde für den Rückgang der Spendenzahlen verantwortlich gemacht. Für Tübingen, sagt Beck, gelte das nicht: „Die Ärzte hier sind extrem engagiert.“ Anderswo habe man auch das Problem, dass Ärzte für Beauftragtenarbeit nicht freigestellt würden. Nach einem vollen Arbeitstag in der Klinik müsse das dann als Zusatzaufgabe erfüllt werden.

In den Organverteilungsskandalen der Vergangenheit sieht Beck den Rückgang nicht begründet. Dann schon eher darin, „dass auf den Intensivstationen sehr gute Arbeit gemacht wird“, also die lebenserhaltenden Maßnahmen immer erfolgreicher werden. Ein langes Leben sei kein Hindernis für eine Organspende, auch darauf weist Beck hin.

Eine Widerspruchslösung wie in Spanien – wonach der postmortalen Organspende nicht zugestimmt, sondern explizit widersprochen werden muss – erscheint Beck für Deutschland nicht angeraten. „Die Öffentlichkeit“, so sein Eindruck, „ist noch nicht so weit.“ust