VfB Stuttgart

Leicht zu verschmerzen

Das 1:1 gegen den HSV ist der erste Dämpfer. Trotzdem kann Trainer Korkut nach acht Spielen ohne Niederlage weiter für die erste Liga planen.

03.04.2018

Von WOLFGANG SCHEERER

Viel diskutierte Jubel-Pirouette: Daniel Ginczek nach seinem Ausgleichstreffer für die Stuttgarter. Foto: Eibner

Viel diskutierte Jubel-Pirouette: Daniel Ginczek nach seinem Ausgleichstreffer für die Stuttgarter. Foto: Eibner

Stuttgart. Tayfun Korkut hatte gestern allen Grund zum Feiern. Natürlich nicht das ziemlich müde und etwas glückliche 1:1 (1:1) vom Karsamstag gegen den Bundesliga-Tabellenletzten HSV, sondern seinen 44. Geburtstag.

Die Wunschmarke von 40 Zählern hat sein Team zunächst verpasst, aber mit jetzt 38 Punkten als Tabellen-Achter den Klassenerhalt quasi schon gesichert. Auch, weil keiner der Klubs auf den Plätzen 13 bis 18 an diesem 28. Spieltag gewonnen hat. „Wir werden nicht mehr absteigen“, versicherte VfB-Sportvorstand Michael Reschke mit Blick aufs Zwölf-Punkte-Polster zum Relegationsrang 16.

Während dem HSV der verpasste Auswärtssieg weh tut, kann der VfB das Unentschieden durch die Tore von Lewis Holtby (18. Minute) und Daniel Ginczek (44.) leicht verschmerzen. „Acht Spiele – unbesiegt! Das dürfen wir nicht vergessen“, sagte Korkut nach dem ersten kleinen Dämpfer in der Erfolgsgeschichte und fügte hinzu: „Die Mannschaft hat schon einiges abgerufen in den letzten Wochen.“ Als der Schwabe mit türkischen Wurzeln Ende Januar den Trainerjob übernahm, lag das Team mit dem Brustring vier Zähler vorm HSV. Inzwischen sind es 19 Punkte.

Ärger um Ginczeks Torjubel

Korkut wollte „nichts schön- und nichts schlechtreden“. Sein Fazit: „Wir haben wieder ein Spiel gedreht, sind trotz des Rückstandes und der Unruhe in der Anfangsphase nicht auseinandergebrochen, sondern zurückgekommen.“ Der notwendige Umbau der Abwehr wegen des Ausfalls von Andreas Becks (Gelb-Sperre) und Timo Baumgartl (Gehirnerschütterung) nahm der Mannschaft viel an Sicherheit und Offensivdrang. Prompt kassierte sie den ersten Heim-Gegentreffer unter Korkut. Im Stuttgarter Sturm fiel der zuletzt überragende Torjäger Mario Gomez diesmal über 90 Minuten kaum auf. Ginczek traf dann nach Erik Thommys abgewehrtem Schuss per Abstauber aus kürzester Distanz. Es war im ausverkauften Stadion die einzige VfB-Chance vor der Pause.

Und: Das Ausgleichstor sorgte für den meisten Gesprächsstoff. Ginczeks Jubel-Pirouette mit ausgebreiteten Armen und der Tritt gegen die Eckfahne empörte das HSV-Lager. Verteidiger Gideon Jung raunzte den VfB-Stürmer direkt an, weil er meinte, Ginczek äffe den verletzten Hamburger Profi Nicolai Müller nach, der bei einer ähnlichen Einlage zu Saisonbeginn einen Kreuzbandriss erlitten hatte. Das sei ein absolutes Missverständnis, so Ginczek nach dem Spiel: Er habe lediglich die Szene aus einem beliebten Playstation-Computerspiel nachgeahmt, um ein Versprechen für seine Kumpels aus einer Whats-App-Gruppe einzulösen. Ginczek: „Wenn das falsch rübergekommen sein sollte, entschuldige ich mich dafür.“

Am Sonntag zum gerupften BVB

Um einen Zähler auf sieben Punkte gewachsen ist der Stuttgarter Abstand zu Platz sechs, also der Direktqualifikation für die Europa League. Der Rückstand auf den Tabellendritten Borussia Dortmund, Auswärtsgegner am kommenden Sonntag, beträgt zehn Zähler. Ob der in München mit 0:6 gerupfte BVB gegen den VfB eine deutliche Reaktion zeigt, ist die große Frage. „Wir sind inzwischen auf jeden Fall so weit, dass wir konkurrenzfähig sind“, betonte Tayfun Korkut. Und in einer komfortableren Lage: Eine Niederlage, wenngleich die erste unter dem neuen Trainer, würde den VfB sicher deutlich weniger schmerzen als die Borussen.