Schule

Lehrer halten Lockerungen für unverantwortlich

Philologenverband und GEW: Es ist absehbar, dass Kinder Treiber der Pandemie werden.

31.08.2021

Von LSW

Genügen fünf Tage Test statt Quarantäne? Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Genügen fünf Tage Test statt Quarantäne? Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Stuttgart. Zwei Wochen vor Beginn des neuen Schuljahrs haben Lehrerverbände und SPD die jüngste Lockerung der Corona-Regeln an Schulen und Kitas scharf kritisiert. Der Philologenverband und die GEW finden es insbesondere für fahrlässig, Kinder unter sechs Jahren gar nicht mehr zu testen. „Dass die Testpflicht in Kitas wegfällt, halte ich für eine Katastrophe“, sagte GEW-Landeschefin Monika Stein. Auch Ralf Scholl, Chef des baden-württembergischen Verbands der Gymnasiallehrer, sagte, dies sei „hanebüchen“. Es sei überhaupt leichtsinnig, die Sicherheitsmaßnahmen abzubauen. „Ich gehe deshalb davon aus, dass im Herbst Corona an den Schulen massiv toben wird.“ Statt zu lockern, hätte das Land dafür sorgen müssen, dass alle Klassenzimmer rechtzeitig mit Luftfiltern ausgestattet werden, erklärten Stein und Scholl unisono.

Auch dass bei einem Corona-Fall in den weiterführenden Schulen die Mitschüler statt in Quarantäne nur noch fünf Tage lang täglich getestet werden sollen, sei unverständlich. „Das sorgt natürlich für die Weiterverbreitung des Coronavirus, weil die Schnelltests erst drei bis vier Tage danach anschlagen“, sagte Scholl.

Die GEW-Landeschefin vermutet hinter den Lockerungen Wahltaktik, weil Grün-Schwarz vor der Bundestagswahl zeigen wolle, dass sie Schüler nicht mehr in großem Stil in Quarantäne schicken und damit Distanzunterricht verhindern wolle. „Mich würde hier wirklich die wissenschaftliche Erklärung interessieren.“

Es sei doch absehbar gewesen, dass Kinder und Jugendliche „Treiber der Pandemie“ würden, erklärte Scholl vom Philologenverband. Schließlich sollen Kinder unter zwölf Jahren nicht geimpft werden und auch bei Jugendlichen seien Eltern wegen der späten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) häufig noch zurückhaltend. Es sei „Volksverdummung“, wenn die Landesregierung nun davon spreche, dass über zwei Drittel aller über Zwölfjährigen im Land mittlerweile schon vollständig geimpft seien und deswegen Lockerungen möglich seien. Denn in Wirklichkeit seien von den Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren nach jüngsten offiziellen Zahlen nur 27,8 Prozent erst einmal geimpft und 22,1 Prozent hätten den vollständigen Impfschutz.

SPD-Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch hält die Strategie der Regierung für kopflos. Die Lockerungen stünden „in keinem Verhältnis zu den versäumten Sicherheitsvorkehrungen wie Luftfiltern“. dpa

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Erstellt:
31.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 31.08.2021, 06:00 Uhr

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