Tübingen

Lebendiges Gedenken

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nannte den runderneuerten Hölderlinturm in Tübingen einen „Ort, der Hölderlin lebendig werden lässt“ („Schlüssel zu einer Weltlektüre“, 17. Februar). Dieser Leser schlägt einen Bogen zu Ludwig Uhland.

19.02.2020

Von Ivo Lavetti, Tübingen

Als einer der prominentesten Vorkämpfer für die Demokratie formulierte Ludwig Uhland in seiner Rede vor dem ersten Nationalparlament folgenden Schlusssatz: „Glauben Sie, meine Herren, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Öls gesalbt ist!“

Diesem Kämpfer der Demokratieentwicklung in Deutschland, welcher ein begeisterter Schwimmer war und sich gerne mit Zeitgenossen zum Baden traf, um Gespräche zu führen, widmete die Stadt Tübingen 1914 zum lebendigen Gedenken das damals erbaute Stadtbad und nannte es Uhlandbad. Es ist weltweit das einzige Bad, welches den Namen dieses Vorkämpfers für die Demokratie trägt – und das soll nun geschlossen werden. Wer für die Demokratie einsteht, der muss auch für den Erhalt der Erinnerung an jene einstehen, die es ermöglicht haben, dass wir heute unsere freie Meinung äußern können. Das Uhlandbad ist ein Bad, welches Denkmalschutz genießt und nicht nur ein Gebäude, ein solches würde ,Uhlandhaus‘ heißen. Der Denkmalschutz kann nicht nur das Gebäude als Ort der besonderen Erinnerung umfassen, sondern erfasst das Stadtbad in seiner Gesamtheit. Das Uhlandbad ist ein Denkmal der Demokratieentwicklung in Deutschland und muss für alle Zeiten in der Uhlandstadt Tübingen erhalten bleiben!