Leaning into the wind - Andy Goldsworthy

Leaning into the wind - Andy Goldsworthy

Nach „Rivers and Tides“ erforscht Thomas Riedelsheimer nun die Veränderungen in den Arbeiten und im Denken des Natur-Künstlers.

12.12.2017

Von Dorothee Hermann

Leaning into the wind - Andy Goldsworthy
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Er kriecht durch eine struppige Hecke, dass es knackt und knistert. Dabei hält sich der britische Land-Art-Künstler Andy Goldsworthy nicht etwa in Bodennähe auf, sondern bewegt sich fast horizontal auf einer mittleren Höhe, aus der ein Sturz wehtun würde. Wer sich nun Gedanken macht, ob das Gehölz in seiner winterlichen Starre das Gewicht des Künstlers aushält, unterschätzt die Behutsamkeit, mit der Goldsworthy vorgeht. Der vielfach preisgekrönte Filmemacher Thomas Riedelsheimer sieht ihm 16 Jahre nach „Rivers and Tides“ ein weiteres Mal dabei zu (Fred Frith macht wieder Musik dazu).

Goldsworthy ist davon überzeugt, dass vom Weg abzukommen eine neue Sichtweise auf die Welt ermöglicht. Nebenbei erfährt man, dass Gummistiefel dazu ebenso nötig sind wie das Eintauchen in Blütenstaubwolken.

Die Einsamkeit, die Konzentration auf die Stille wie im Vorgängerfilm gibt es diesmal nur momenthaft. Auch die Kamera kann nicht lange verweilen, sondern ist mit dem Künstler auf der ganzen Welt unterwegs: zu einer verfallenden Hütte in Brasilien, wo Goldsworthy den Spuren früherer Bewohner nachspürt, oder in ein weitverzweigtes, skulpturales Wurzelwerk in Gabun, das sogar Schutz vor wütenden Elefanten bieten soll. Der Künstler sucht auch frühere Stationen seines eigenen Lebens auf, wie den Strand von Morecambe mit den leeren Kuhlen seiner Felsgräber („man spürt die menschliche Präsenz“), die ihm eingaben, dass sich seine Skulpturen mit Zeit füllen sollten. Im schottischen Dumfriesshire beobachtet Goldsworthy seit Jahren eine in einen Bach gestürzte Ulme und beschreibt detailliert, wie die harschen Bruchkanten allmählich weicher werden.

Insgesamt erscheint der älter gewordene Goldsworthy stärker in einer Wechselbeziehung: nicht nur mit der Natur, sondern mit der Welt, ihren Städten und anderen Menschen wie seiner Tochter Holly, die ihm zur Mitarbeiterin geworden ist. Die kernigen Motorsägen-Typen, die dem Künstler bei einer riesigen Holzskulptur zur Hand gehen, nicht zu vergesse.

Zwischen Kunst-Doku und Biopic: auch am älter gewordenen Andy Goldsworthy kann man sich kaum sattsehen.

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Erstellt:
12.12.2017, 18:42 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 12.12.2017, 18:42 Uhr

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