Reutlingen · Nachruf

Ali Maußhardt: Eine starke Stimme ist verstummt

Ali Maußhardt ist gestern im Alter von 92 Jahren verstorben. Die überzeugte Sozialdemokratin hinterlässt starke Spuren.

20.08.2019

Von Uschi Kurz

Ali Maußhardt.Archivbild: Haas

Ali Maußhardt.Archivbild: Haas

Anneliese Maußhardt ist gestern Morgen im Alter von 92 Jahren im Krankenhaus in Tübingen gestorben. Sie hat bis kurz vor ihrem Tod noch selbstständig in ihrer Wohnung in Orschel-Hagen gelebt. „Wir verlieren die Laura Schradin der Nachkriegszeit“, mit diesen Worten reagierte gestern ihr langjähriger politischer Weggefährte und Freund Ulrich Lukaszewitz auf die traurige Nachricht.

„Ali“, wie sie liebevoll genannt wurde, war eine starke Persönlichkeit. 1927 wird sie in der Reutlinger Wilhelmstraße als Tochter einer der größten Weingärtnerfamilien geboren. Die Familie Votteler lebt in bescheidenen Verhältnissen. Schon früh erkennt Anneliese, wie wichtig Bildung ist, um sich aus sozialen Zwängen zu befreien.

1953 heiratet sie den Diplompsychologen Martin Mausshardt (in der Schreibweise ihres Nachnamens unterschieden sie sich bewusst), mit dem sie drei Söhne bekommt. Da ihr Mann häufig unterwegs ist, ist es für sie nicht einfach, Familie und Beruf zu verbinden. Gleichzeitig bildet sie sich stetig weiter – von der Erzieherin und Sozialpädagogin zur Therapeutin.

Stimmenkönigin

1971 – Martin Mausshardt ist da schon länger in der Partei – lässt sich die spätere Stimmenkönigin für die Reutlinger Sozialdemokraten aufstellen. Von 1971 bis 1984 sitzt sie im Gemeinderat, später auch im Kreistag. Zur SPD entwickelt sie nach eigenen Angaben eine fast „libidinöse Beziehung“. Und sie bleibt solidarisch, auch wenn sie nicht alles gut heißt, was die Partei macht: „Im Alter steigt man schwer aus einer Familie aus.“

Angeregt durch die Praxis in Schweden gründet sie 1973 mit Susanne Hubberten den Reutlinger Tagesmütterverein und erhält dafür später das Bundesverdienstkreuz. Eng verbunden war Maußhardt auch mit der Volkshochschule, in der sie unterrichtete. Sie sitzt von 1974 an im Vorstand und von 1994 bis 2001 im Aufsichtsrat. Und sie steht der Frauenbewegung nahe, ist Mitgründerin des Reutlinger Frauenhauses. Jetzt ist ihre starke Stimme verstummt.

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Erstellt:
20.08.2019, 22:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 20.08.2019, 22:00 Uhr

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