Lastenräder – Mehr als eine Kiste auf Rädern

Das Lastenrad ist zurück. Wer sich für einen Kauf entscheidet, hat die Qual der Wahl. Doch es führen viele Wege auf den Sattel – dafür sorgt eine wachsende Zahl an Initiativen. In ihren Augen sind die Räder alles andere als nur ein Fortbewegungsmittel.

06.11.2021

Von Michael Heider

Eine Station der „Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen“ (TINK) in der Fußgängerzone von Singen  Foto: TINK

Eine Station der „Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen“ (TINK) in der Fußgängerzone von Singen Foto: TINK

Berlin. steht für die sperrige Wortfolge „Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen“. Von Bedarfsanalysen über Förderanträge und Ausschreibungen bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit unterstützt TINK Städte und Gemeinden bei der Einrichtung kommunaler Transportrad-Mietsysteme.

Erste Modellprojekte etablierte die Initiative ab 2015 in Konstanz und Norderstedt. Mittlerweile sind 17 Kommunen Teil des TINK-Netzwerks. Gefördert vom Bundesverkehrsministerium mit Mitteln des Nationalen Radverkehrsplans, sollen bis zu 25 weitere dazukommen. Geht es nach Walter, der schon als Student in den 1990ern Lastenräder vermietete, sollte es in jeder Kommune und jedem Stadtteil ein öffentliches Mietangebot für das Gefährt geben. „Das Potenzial ist enorm.“ Nicht nur eigne sich das Lastenrad perfekt zum Sharing; durch die hohe Zahl eingesparter Autofahrten könne es auch maßgeblich zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehr beitragen.

Lastenräder statt Transporter

Ob nun geliehen oder gekauft – reicht es also, wenn künftig alle für die Bierkiste mit dem Lastenrad beim Getränkemarkt vorfahren? Nicht ganz, sagt Tom Assmann. „Wenn Sie auf die CO2-Bilanz von Deutschland schauen, stellen Sie fest, dass überall die Emissionen sinken, aber nur wenig im Verkehrsbereich. Insbesondere nicht beim Güterverkehr und der Logistik.“ Als Vorsitzender des Radlogistik Verbands Deutschland tritt Assmann an, genau dies zu ändern – und setzt ebenfalls auf das Lastenrad.

Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen wolle, müssten mindestens 30 Prozent des Wirtschaftsverkehrs in Städten per Lastenfahrrad zugestellt werden, sagt er. Und das bis 2030. „Davon sind wir wirklich noch meilenweit entfernt.“ Was es dafür braucht? Mehr Förderungen, mehr Umschlagsflächen im Innenstadtbereich und breitere Lastenräder. „Sie müssen in der Logistik mindestens 1,2 Meter breit sein dürfen. Und sie brauchen ein zulässiges Gesamtgewicht von wenigstens 600 Kilo“, meint Tom Assmann, der an der Uni Magdeburg zu verkehrslogistische Systemen forscht. Nur so könne ein Umstieg wirklich stattfinden.

Alternative zum Auto, Symbol der Verkehrswende, praktischer Helfer im Alltag. Ein wenig entsteht der Eindruck, Lastenräder ächzen unter den an sie herangehenden Erwartungen mehr als unter den Lasten, die sie transportieren sollen. Ist ein solches Gefährt nicht fast zum Scheitern verurteilt? Im Kreuzberger Innenhof zeigt man sich zuversichtlich. Jedes neu verkaufte Fahrrad müsse nach zwei Monaten zur Erstinspektion hierher zurück, sagt Stefan Ottjes. Und auch er versichert, dass die Augen der meisten Kunden dann strahlen würden. Seine Erklärung? „Das Lastenrad erzeugt eben eine Freiheit, die man so vorher nicht hatte.“

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Erstellt:
06.11.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 06.11.2021, 06:00 Uhr

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