Tübingen
Verkehrsexperte Schnaitmann: Langsame Züge zerstören den Takt
Bahnexperte Gerhard Schnaitmann sieht Verschlechterungen im ländlichen Raum. Kooperationen könnten helfen.
Schnaitmann ist ein alter Hase in der Nahverkehrsplanung. Bis Ende 2016 tüftelte er als Mitarbeiter der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg Fahrpläne aus, 2017 setzte ihn Minister Hermann als Sonderbeauftragten für die Qualitätssicherung des regionalen Schienenverkehrs ein. Heute noch ist Schnaitmann als Berater von kommunalen Eisenbahn-Zweckverbänden gefragt.
Umstieg auf Hauptverbindung
Schon beim Fahrplanwechsel 2019 hatte Schnaitmann eine Verschlechterung auf Strecken in Ost-West-Richtung durch den Nordschwarzwald beklagt. Die Fahrtzeiten der Züge zwischen Tübingen und Offenburg sowie von Tübingen nach Lahr hatten sich so verlängert, dass die Fahrgäste quasi zum Umstieg auf die Hauptverbindung über Stuttgart und Karlsruhe gedrängt wurden. „Eine kommode Fahrt nach Offenburg – die ist einfach weg“, ärgert sich Schnaitmann.
Durch solche „Anschlussbrüche“ werde die Nutzung des Nebenstreckennetzes immer unattraktiver, kritisiert Schnaitmann. Der Experte befürchtet durch die Verschlechterung einen Verlust an Fahrgästen auf dieser Strecke. Die Kundschaft könnte auf die Hauptstrecken über Ulm ausweichen. „Oder aber sie dreht der Bahn den Rücken zu, steigt um aufs Auto oder nimmt den Fernbus, wenn er wieder fährt. Das bereitet mir große Sorgen“, sagt Schnaitmann.
Es gäbe durchaus Lösungen, sagt Schnaitmann, um den Stundentakt auf der Allgäu-Zollern-Bahn beizubehalten. Dazu müssten aber die Betreiber der Strecke, die Hohenzollerische Landesbahn und die Deutsche Bahn, miteinander kooperieren. „Idealer Moderator hierfür wäre das Land“, sagt Schnaitmann.