Tübingen · Landschaftsplanung

Landesgartenschau: Große Pläne für den Süden

Die Landesgartenschau soll ganz ohne Parkplätze auskommen und vieles zur Klimaverbesserung beitragen.

16.11.2019

Von Sabine Lohr

Das Konzept, mit dem sich Tübingen für die Ausrichtung der Landesgartenschau in den 2030er-Jahren bewirbt, steht. Entstanden ist es in zahlreichen Infoveranstaltungen, Planungswerkstätten und Bürgerdialogen. Jugendliche haben Ideen eingebracht, und Kinder haben Spielwelten entwickelt, die sie sich für die Gartenschau wünschen.

Das Besondere am Tübinger Konzept ist, dass die Landesgartenschau ganz auf öffentliche Verkehrsmittel setzt und – bisher jedenfalls – keine Parkplätze oder Parkhäuser vorsieht. Denn die Ausstellung soll gut fürs Klima sein und zum CO2-neutralen Tübingen beitragen.

Klimaallee statt vierspuriger Straße

Werden die Pläne realisiert, wird sich im Süden der Stadt am meisten verändern. Die Fläche zwischen Derendingen und Freibad wird komplett neu gestaltet. Sie wird von der vierspurigen Bundesstraße B28 durchkreuzt. Diese soll auf zwei Spuren zurückgebaut werden. Links und rechts der Straße sollen dann klimaresistente, große Bäume gepflanzt werden, und zwar auf durchlässigem Boden, der auch große Wassermassen aufnehmen oder sie zwischenspeichern kann. Diese Klimaallee könnte sich bis zum Bahnhof hin ziehen.

Parkplätze sind nicht geplant

Der Festplatz auf den Weilheimer Wiesen soll verlegt werden. Der neue Festplatz ist dann hinter dem Bahnbetriebswerk. Dieses denkmalgeschützte und reichlich heruntergekommene Gebäude soll saniert und zum Veranstaltungsort werden.

Die Parkplätze beim Festplatz und beim Freibad fallen weg und werden nicht ersetzt. Die Verwaltung setzt darauf, dass die Landesgartenschau ausreichend über die Regionalstadtbahn-Haltepunkte im Gebiet, den nahen Hauptbahnhof, den neuen Busbahnhof und auch über Fuß- und Radwege „hervorragend“ angebunden sei. Bis in die 30er-Jahre müssten sich die Rahmenbedingungen für Mobilität sehr stark ändern, „um unsere Klimaziele und stadtverträglichen Verkehr zu erreichen“, heißt es in der Gemeinderatsvorlage.

Grüner Freizeitcampus

Auf dem jetzigen Festplatz soll ein Sport- und Freizeitcampus entstehen, eventuell mit einer neuen Sporthalle. Der Campus wird mit Grünachsen umgeben. Wo das Freibad endet, endet auch das Gartenschaugelände. In der ersten Planungsphase waren auch die Äcker bis zur Landesstraße nach Hirschau mitgeplant – auf die wird nun verzichtet. Sie sind bewirtschaftet und sollen das auch bleiben. Der Parkplatz zwischen Paul-Horn-Arena und SV-03-Stadion wird im Konzept zur „Sportpromenade“. Sie führt auf das Hallenbad Süd zu – falls sich der Gemeinderat für diesen Standort des Bades entscheidet.

Überhaupt ist der Sport ein großes Thema der Landesgartenschau, was den vielen Sportanlagen zwischen Alleenbrücke und Freibad geschuldet ist, die zwischen den Alleen liegen. Sie sollen alle erhalten bleiben – und für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Festplatz am Bahnbetriebswerk

Der neue Festplatz soll auf der anderen Seite der B28 angelegt erden, neben dem Bahnbetriebswerk. Dieses verwaiste und verwahrloste, aber unter Denkmalschutz stehende Gebäude soll samt Verwaltungsgebäude und Wasserturm zum Veranstaltungsort werden.

Der Neckar soll, geht es nach den Plänen der Stadt, auch vor dem Freibad renaturiert werden. Und wo der Kanal in den Fluss mündet, soll durch Geländemodellierung eine Welle im Fluss entstehen, an der Surfer ihre Freude haben. Auch eine Fährverbindung und Stege über den Fluss sind geplant.

Arzneipflanzengarten in der Altstadt

Einbezogen in die Landesgartenschau sind auch die Lichtenberger Höhe mit dem Bismarckturm und Teile der Altstadt. Der ehemalige „Hortus Medicus“ bei der Alten Aula soll wieder ein Arzneipflanzengarten werden. Und der Platz beim Unteren Schlosstor soll umgestaltet werden.

Am 16. Dezember übergeben Oberbürgermeister Boris Palmer, Baubürgermeister Cord Soehlke, Stadtplanerin Barbara Landwehr, Projektleiter Wolfgang Treß und Gartenschauplaner Johann Senner das Konzept in Stuttgart an Landwirtschaftsminister Peter Hauk.

Weilheim ist gegen die Landesgartenschau

Der Gemeinderat stimmte am Donnerstag mit drei Enthaltungen dem Konzept für die Landesgartenschau zu. Der Ortschaftsrat Weilheim hatte die Pläne abgelehnt. Ortsvorsteherin Ulrike Baumgärtner sagte , es sei kritisiert worden, dass immer noch landwirtschaftliche Flächen des Biobetriebs Keller zum Ausstellungsgelände gehörten. Außerdem befürchten die Ortschaftsräte, dass Weilheim wegen der fehlenden Parkhäuser auf dem Plangebiet zum Parkplatz für die Landesgartenschau werde. „Falls der öffentliche Nahverkehr nicht so umgesetzt wird, wie wir es für die Landesgartenschau brauchen, müssen Parkplätze geschaffen werden“, gab Baumgärtner die Forderung des Ortschaftsrats weiter.