Fußball

Landesfürsten favorisieren Steinhaus-Webb

Ex-Schiedsrichterin soll offenbar als Spitzenkandidation fürs DFB-Präsidentenamt vorgeschlagen werden.

29.07.2021

Von SID

Bibiana Steinhaus-Webb: Wird sie 2022 DFB-Präsidentin? Foto: Sven Hoppe/dpa

Bibiana Steinhaus-Webb: Wird sie 2022 DFB-Präsidentin? Foto: Sven Hoppe/dpa

Frankfurt. Bibiana Steinhaus- Webb wurde in Japan von der aufsehenerregenden Nachricht aus der Heimat überrascht. Die frühere Schiedsrichterin, die beim olympischen Fußballturnier als Video-Assistentin im Einsatz ist, soll von mächtigen Landesfürsten des Deutschen Fußball-Bundes zur Spitzenkandidatin für das vakante Präsidentenamt auserkoren worden sein. Ob die 42-Jährige tatsächlich Teil einer Doppelspitze beim krisengeplagten Verband wird, ist aber noch offen.

„Darüber wurde bisher kein Wort gesprochen“, sagte Uwe Döring, der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV): „Wenn es diese Allianz geben würde, wüsste ich das.“ Zuvor hatte die „Sport Bild“ berichtet, dass Steinhaus-Webb die Favoritin eines Bündnisses von Regional- und Landesverbänden aus dem Westen, Norden und Nordosten sei. Demnach soll die sechsmalige „Schiedsrichterin des Jahres“ beim DFB-Bundestag am 11. März des kommenden Jahres als Nachfolgerin des zurückgetretenen Fritz Keller inthronisiert werden – als Teil einer Doppelspitze, bestehend aus je einem Kandidaten des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, ist allerdings ein langer Vorlauf nötig. Zunächst muss Steinhaus-Webb vom niedersächsischen Landesverband aufgestellt werden, dann hätte der Norddeutsche Fußball-Bund (NFV) als zuständiger Regionalverband die Nominierung zu bestätigen. Immerhin hat der Rummel um Steinhaus-Webb dafür gesorgt, dass die Personalie beim Treffen des geschäftsführenden NFV-Präsidiums am Mittwoch in Bremen erörtert wurde.

Steinhaus-Webb gehört einer Frauen-Initiative unter Führung der Ex-Funktionärin Katja Kraus, 50, an, die beim Verband aufräumen will. Als weiterer Kandidat für die Doppelspitze wird Peter Peters, 59, gehandelt, der mit dem im März abtretenden Rainer Koch, 62, derzeit die DFB-Interimsspitze bildet. Angedacht ist laut „Sport Bild“ zudem, der künftigen Verbandsspitze wieder mehr Macht zu geben, um ein Kompetenzgerangel wie in der kurzen Ära Keller zu verhindern. Auch weitere Reformen, die von einer Zweidrittel-Mehrheit der 262 Bundestags-Delegierten abgesegnet werden müssten, stehen im Raum.

So soll das Amt eines „Vizepräsidenten international“ geschaffen werden, der den DFB beim Weltverband Fifa und der Europäischen Fußball-Union (Uefa) vertritt. Derzeit teilen sich Peters (Fifa-Council) und Koch (Uefa-Exekutivkomitee) diese Aufgabe. Der Posten des Schatzmeisters, den der im März ausscheidende Stephan Osnabrügge bekleidet, soll abgeschafft werden.

Finanzaufsicht geteilt?

Die Finanzen könnten zukünftig in den Händen eines Hauptamtlichen und eines zuständigen Vizepräsidenten liegen. Zudem soll Koch durch DFB-Vize Peter Frymuth als 1. Vizepräsident Amateure ersetzt werden. Koch äußerte unterdessen mit Blick auf die Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre sein Bedauern darüber, dass der aktuelle Bericht der Ermittler nicht veröffentlicht wird. „Ich habe für die Veröffentlichung einer medienrechtlich geprüften Zusammenfassung des Esecon-Berichts mit entsprechender Haftungsübernahme gestimmt“, sagte der Co-Interimspräsident: „Um für größtmögliche Transparenz zu sorgen.“

Der DFB hatte am Freitag nach einer Präsidiumssitzung erklärt, dass der Bericht aufgrund von Haftungsfragen nicht veröffentlicht werden soll. Laut „Sport Bild“ ging die Abstimmung 8:1 gegen die ursprünglich geplante Veröffentlichung des 125-Seiten-Papiers aus, für das die externen Ermittler ein Jahr recherchierten. Laut Medienberichten soll der Bericht im Vergleich zum Freshfields-Report von 2016 allerdings ohnehin keine wesentlichen neuen Erkenntnisse liefern. sid