Aquakultur

Lachszucht im Regenüberlaufbecken

Ist die Gemeinde Ofterdingen in den Feinkosthandel eingestiegen?

18.03.2017

Von Susanne Wiedmann

Der Ofterdinger ist so ne Marke! Höchste Qualität: ganz klar! Zeitgemäß: auf jeden Fall! Herzhaft: sowieso! Verlässlich: kein Zweifel! Vielfältig: absolut! Frisch: aber sicher!

Wann der Ofterdinger erstmals aufgetaucht ist und woher er kam, wusste bislang niemand so genau. Jedenfalls verbreitete er sich vorzugsweise in Norddeutschland. Dort verkauft er sich als Ofterdinger Krabbensalat, Ofterdinger Shrimps, Ofterdinger Heringsalat.

Im Ofterdinger Gemeinderat machte SPD-Rat Hartmut Blaich am Dienstag nun klar Schiff. Es sei vor drei Jahren „die geniale Idee“ von Bürgermeister Joseph Reichert gewesen, „die Gemeindefinanzen durch den Einstieg in den Feinkosthandel nachhaltig zu verbessern“. Damit im Ländle jedoch niemand von der brillanten Geschäftsidee erfahre, würden die Produkte nur bei Aldi Nord angeboten. Blaich nahm den Mund ziemlich voll. Das in der Hafnerstraße geplante Regenüberlaufbecken sei keineswegs zum Schutz vor Überschwemmungen. „Wir alle wissen doch, dass wir dort eine hochmoderne unterirdische Lachszucht bauen wollen.“

Der Bürgermeister genoss schmunzelnd, was Blaich ihm als Nachspeise zur Haushaltsdebatte auftischte. Anschließend räumte der SPD-Rat aber ein: Dass ihm der Feinkosthandel Bauchweh bereitet. „Herr Bürgermeister Reichert,
finden Sie nicht auch, dass es höchste Zeit ist, die Bevölkerung über unsere geheimen Aquakulturen in der Ofterdinger Steinlach zu informieren?“

Dann packte Blaich die Wahrheit aus: Er erzählte von einer Wirtschaftssendung, die er im NDR gesehen hatte und wie ihm dabei der Mund offen geblieben war. Es ist nämlich so, dass die Feinkostfirma Homann Salate und Brotaufstriche mit dem Markennamen „Ofterdinger“ herstellt.

Das TAGBLATT wollte wissen, wo der Name tatsächlich herrührt. Also riefen wir bei Homann an, wo man uns an die Pressestelle der Müller-Gruppe verwies, zu der Homann offenbar gehört. Nach einem Telefonat und zwei Mail-Anfragen erfahren wir: „Einen Zusammenhang zwischen der Marke Ofterdinger und der Gemeinde Ofterdingen halten wir für sehr unwahrscheinlich.“

Da die Marke allerdings eine der Handelsmarken von Aldi Nord sei, sollten wir dort anfragen. Allein, Aldi mag allem Anschein nach Fische lieber als Fragen, denn auf der Firmen-Website gibt es keine Kontaktdaten. Immerhin ein vorgefertigtes Formular. Wir füllten es aus. Und Aldi antwortete das auf unsere Anfrage: „Bei der Entwicklung unserer Eigenmarken konzentrieren wir uns auf die Definition hoher qualitativer Standards, die von unseren Lieferanten eingehalten und kontinuierlich überprüft werden. Darüber hinaus wollen Verbraucher auch emotional angesprochen werden. Dazu können auch bekannte Landschaften, Ortsnamen oder auch Symbole, die Teil des kollektiven Bewusstseins sind, gehören.“

Spannend! Und was heißt das für Ofterdingen? Also noch eine Nachfrage. Doch auch sie stieß ins Leere. Nun kam als Antwort: „Leider liegen uns keine weiteren Informationen außer die von uns bereits allgemein genannten zum Namensursprung der Marke Ofterdinger vor.“ Aufklärung geht anders.

Aber vielleicht gibt es ja dennoch ein interessantes Geschäftsmodell. „Ist der Name ‚Ofterdingen‘ nicht geschützt, so dass wir da was kassieren könnten“?, wollte Ute Heß (SPD) wissen. Der Ofterdinger ist eines auch: geschäftstüchtig. Susanne Wiedmann