NSU-Ausschuss
Ku-Klux-Klan weiterhin aktiv
Der selbsternannte Europa-Chef spricht in Stuttgart über seine Arbeit im Geheimbund.
Stuttgart. Der stämmige Mann mit Irokesenschnitt trägt einen Bodybuilder-Pulli. Breitschultrig stapft der 49-Jährige in den Landtag. Mit tiefer Stimme beschreibt er vor dem NSU-Ausschuss seine Rolle im europäischen Ableger der „United Northern and Southern Knights of the Ku Klux Klan“ (UNSKKK). Er sei nach wie vor „Supreme Grand Dragon“, also Europa-Präsident. Offen spricht er über seine Klan-Arbeit. Der Mann, aktiv in der Türsteher-Szene und früher unter anderem im Bordell in Backnang für Ordnung verantwortlich, sorgt für einige Überraschungen.
Denn genau vor fünf Jahren klang B. noch anders, als er von der SÜDWEST PRESSE telefonisch mit seiner Mitgliedschaft im Rassisten-Geheimbund konfrontiert wurde. Damals gab sich B. wortkarg, bestritt eine Nähe zum Klan. Doch Dokumente, die der Redaktion vorlagen, belegten das Gegenteil. So wurde bekannt, dass es einen zweiten KKK-Ableger mit Sitz in einem Teilort von Schwäbisch Hall gab, zufällig in derselben Straße.
Mehr Bedeutung hatte die erste Gruppe, die sich „European White Knights of the Ku Klux Klan“ nannte. Mindestens zwei Mitglieder waren Polizisten, einer von ihnen der Vorgesetzte der getöteten Beamtin Michèle Kiesewetter beim Mord am 25. April 2007 in Heilbronn. Im Klan gab es mit Thomas Richter alias „Corelli“ auch Bezüge zum NSU, der für den Mord verantwortlich gemacht wird.
Als das im Sommer 2012 bekannt wurde, war der Geheimbund EWK seit neun Jahren aufgelöst. Sowohl das hiesige Innenministerium als auch das Landesamt für Verfassungsschutz berichteten, dass es seit 2003 keine Klan-Aktivitäten gegeben habe. Die UNSKKK, die es heute noch gibt, spielten offenbar keine Rolle. Der damalige Innenminister Reinhold Gall hatte erklärt, Dietmar B. sei ein Einzelkämpfer ohne Bedeutung. Ganz so ist es aber nicht. Der UNSKKK gehören laut Akten bundesweit acht Mitglieder an. Täglich hält B. nach eigenen Angaben Kontakt zum Klan-Hauptsitz in den USA. Der Geheimbund schreibe aber vor, keine Rechtsradikalen aufzunehmen. 99 Prozent der Bewerber würden daher aussortiert.
Täglich Kontakt in die USA
Das letzte Mitglied sei vor zwei Jahren aufgenommen worden. Es gehe dem Klan, der in den USA durch Lynchmorde an Dunkelhäutigen berüchtigt ist, nur um Brüderlichkeit und Zusammenhalt. B. stelle seine Rasse zwar über andere. „Das heißt aber nicht, dass die anderen Rassen schlechter sind.“
Dass B. eine gewisse politische Ausrichtung lebt, zeigte ein Ermittlungsverfahren 2006. Damals wurde er von einem Puff-Besucher angezeigt, weil er ein T-Shirt mit SS-Runen und Hakenkreuz trug. Bei einer Hausdurchsuchung 2009 fanden Beamte Utensilien aus dem Dritten Reich.
Laut Jürgen Filius (Grüne), bewegt sich B. „in einer kruden Welt“, die nicht mit dem Gesetz vereinbar ist. Nico Weinmann (FDP) zeigt sich dahingehend beruhigt, dass „die Demografie das Thema KKK in Europa langfristig klären wird“.