1999 erschlagen und verscharrt - später Ermittlungserfolg durch DNA-Vergleich

Kripo identifiziert nach 15 Jahren Toten aus dem Pfullinger Stadtwald

Mit Hilfe eines DNA-Vergleiches konnte jetzt die Identität eines im September 1999 im Stadtwald bei Pfullingen aufgefundenen, erschlagenen jungen Mannes geklärt werden. Bei dem Getöteten handelt es sich demnach um einen damals 18 Jahre alten Mann aus dem Raum Ludwigsburg.

05.11.2014

Von tol

Pfullingen/Marbach/Stuttgart. Am 15. September 1999 war im sogenannten "Lippental" im Wald südlich der B 312 zwischen Pfullingen und Unterhausen ein fast vollständiges menschliches Skelett gefunden worden. Die Ermittlungen ergaben damals, dass das Opfer erschlagen und unbekleidet im Wald verscharrt worden war.

Die Arbeit der bei der damaligen Polizeidirektion Reutlingen eingerichteten Sonderkommission "Schönberg" konzentrierte sich seither auf die Identifizierung des unbekannten Toten. Die aufwändigen Ermittlungen und eine breite Öffentlichkeitsfahndung, bei der auch ein mit Hilfe einer Weichteilrekonstruktion angefertigtes Bild veröffentlicht worden war, führten aber nicht zum Erfolg. Auch die Ausstrahlungen in den Fernsehsendungen "Aktenzeichen XY" 2001 und "Ungeklärte Morde" 2011 brachten den Ermittlern keine weiteren Erkenntnisse.

Die Familie des Getöteten, die in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternahm, um den Verschwundenen zu finden, wandte sich im Juni 2013 über einen Fernsehsender an die Öffentlichkeit und erstattete Vermisstenanzeige beim Polizeipräsidium Stuttgart. Durch Abgleich von DNA-Proben der Familienangehörigen mit der DNA des aufgefundenen Skeletts sowie weiteren rechtsmedizinischen Begutachtungen konnte der Getötete jetzt zweifelsfrei identifiziert werden.

Es handelt sich dabei um einen zum Todeszeitpunkt 18 Jahre alten Deutschen aus Marbach am Neckar, der nach Schulabschluss 1998 offenbar seinen Lebensmittelpunkt nach Stuttgart verlagert hatte. Dort ging er verschiedenen Tätigkeiten in Modegeschäften und in der Gastronomie nach. Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll er auch Kontakte ins Stuttgarter Rotlichtmilieu gehabt haben. Am 31. Juli 1999 brach der Kontakt zu seinen Familienangehörigen ab. Wie der weitere Lebensweg des jungen Mannes verlief, ist noch unklar.

Nachdem die Identität des Opfers nun geklärt ist, konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Suche nach dem Täter. Konkrete Hinweise liegen der Polizei dazu jedoch nicht vor. Zur Klärung des Mordes wurde bei der Kriminalpolizeidirektion Esslingen unter Einbindung von Ermittlern der Polizeipräsidien Ludwigsburg und Stuttgart eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Die Ermittlungen konzentrieren sich derzeit auf das damalige Umfeld und auf mögliche Kontaktpersonen, von denen sich die Polizei Antworten auf die Frage erhofft, wo sich der junge Mann damals aufgehalten hat, was in den Tagen vor seinem Verschwinden passiert ist und natürlich wer als Verdächtiger in Betracht kommt.

Deshalb wendet sich die Kripo mit dem Lichtbild des Opfers auch an die Öffentlichkeit und fragt:

  • Wer hat das Opfer nach dem 31. Juli 1999 noch lebend gesehen?
  • >>Wer kannte den jungen Mann und kann Angaben zu den Umständen seines Verschwindens machen?
  • >>Wer kann Hinweise auf andere Kontaktpersonen geben, die als Zeugen in Betracht kommen?
  • >>Wer hat Beobachtungen gemacht, die mit einem möglichen Tatgeschehen oder einem potenziellen Tatverdächtigen in Zusammenhang stehen könnten?
  • >>Wem ist im Sommer 1999 etwas Verdächtiges im Pfullinger Stadtwald unterhalb des Schönbergs aufgefallen?
  • >>Wer hat den Getöteten im Bereich Pfullingen oder Reutlingen gesehen?

Für Hinweise an die Polizei unter Telefon 0711/39900, die zur Aufklärung der Tat führen, hat die Staatsanwaltschaft Tübingen eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro ausgesetzt. Die Zuerkennung und Verteilung der Belohnung erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Die Belohnung ist ausschließlich für Privatpersonen und nicht für Amtsträger bestimmt, zu deren Berufspflicht die Wahrnehmung präventivpolizeilicher Aufgaben oder die Verfolgung von Straftaten gehört.

Linlks das "Phantombild", das die Kripo mithilfe einer Weichteilrekonstruktion angefertigt hatte, rechts ein Foto des jetzt identifizierten Opfers.

Linlks das "Phantombild", das die Kripo mithilfe einer Weichteilrekonstruktion angefertigt hatte, rechts ein Foto des jetzt identifizierten Opfers.