Basar der Geschichten

Kriegserinnerungen heute und damals

Das deutsch-syrische Theaterprojekt „Basar der Geschichten“ war beim Fest für die Flüchtlingshelfer in Ammerbuch zu Gast.

02.02.2016

Elisabeth Bott (links) erlebte als Kind die Bombardierung Heilbronns, Friederike Seeburger bekam von ihrer Mutter erzählt, wie in Ulm die Bomben fielen. Massari Kassem floh vor den Bomben aus Syrien. Bei dem deutsch-syrischen Theaterprojekt „Basar der Geschichten“ tauschen sie ihre Kriegserinnerungen aus. Und trösten sich. Die Taschentücher mit dem deutschen Bundesadler und seinem syrischen Pendant dienen dazu, sich gegenseitig die Tränen zu trocknen. Bild: Tippelt-Sander

Elisabeth Bott (links) erlebte als Kind die Bombardierung Heilbronns, Friederike Seeburger bekam von ihrer Mutter erzählt, wie in Ulm die Bomben fielen. Massari Kassem floh vor den Bomben aus Syrien. Bei dem deutsch-syrischen Theaterprojekt „Basar der Geschichten“ tauschen sie ihre Kriegserinnerungen aus. Und trösten sich. Die Taschentücher mit dem deutschen Bundesadler und seinem syrischen Pendant dienen dazu, sich gegenseitig die Tränen zu trocknen. Bild: Tippelt-Sander

Ammerbuch. Ein Fest als Dankeschön: In der Entringer Kelter kamen am Samstag 40 ehrenamtliche Flüchtlings-Helferinnen und Helfer zusammen. Auf Einladung des „Freundeskreis Asyl Ammerbuch“ (FAA) bot das deutsch-syrische Theaterprojekt „Basar der Geschichten“ aus Backnang Geschichten aus den Lebensläufen der Laiendarsteller. Eine syrische Variante des Dramas um Romeo und Julia erzählte die Liebesgeschichte der Schwester eines Darstellers. Eine deutsche Mitspielerin beeindruckte mit den Erinnerungen ihrer Mutter an die Bomben auf Ulm. Eine andere berichtete von der Bombardierung Heilbronns, die sie selbst noch erlebt hatte.

Aufgelockert wurden die biografischen Szenen durch poetische, literarische und philosophische Einlagen. So hielt man zum Beispiel den Zuschauern mit Hilfe der im christlichen und islamischen Raum bekannten Märchenfigur Hodscha Nasreddin den Spiegel vor: Auf die Frage, wie man den Tag von der Nacht unterscheiden könne, antwortet der Hodscha, dass es nicht darauf ankomme, im ersten Tageslicht endlich ein Pferd von einem Kamel unterscheiden zu können oder im Morgennebel den eigenen Gartenzaun zu erkennen. „Solange du in dem Menschen, der vor dir steht, nicht deinen Bruder oder deine Schwester erkennst, lebst du weiterhin in der Dunkelheit der Nacht.“

Bürgermeisterin Christel Halm hatte zuvor betont, es müsse eine Selbstverständlichkeit sein, Menschen zu helfen, deren Leib und Leben bedroht sei. Sie dankte den Ammerbuchern und Ammerbucherinnen, die sich seit über einem Jahr dafür einsetzten, dass die der Gemeinde Ammerbuch zugewiesenen Flüchtlinge warmherzig aufgenommen werden.

Sie sehe, sagte Halm, wie die Ehrenamtlichen die Fremden „in die Dinge des täglichen Lebens mit hineinnehmen und ihnen Orientierung in unserer Gesellschaft geben“. Ihr sei bewusst, dass dies eine teilweise sehr kräftezehrende Aufgabe sei, daher wolle die Gemeinde mit der Unterstützung dieses Helferfestes Dankeschön für die inzwischen mehr als 100 Begleitungen sagen.. Sie sei stolz auf das bürgerschaftliche Engagement in der Gemeinde, das aufgrund einer Aktion zur Erleichterung der Arbeitsaufnahme für Flüchtlinge sogar schon bis Berlin bekannt sei.

Nach einem rauschenden Applaus für die Schauspieler und Schauspielerinnen motivierte die Dramaturgin Isolde Alber das Publikum zum Erzählen. Dabei zeigte sich, dass viele der Anwesenden selbst Fluchtgeschichten aus der jüngeren Familienvergangenheit zu berichten hatten. Damit hatte das Fest seinen Zweck erfüllt: Sich gegenseitig besser kennenzulernen. Dazu gab es bisher kaum Gelegenheit. So eingespannt waren die Helfer bei ihren Einsätzen. ST