Schulen

Kretschmann pfeift Eisenmann zurück

Wegen der Abstandsregeln in 5. und 6. Klassen gibt es in der Regierung Unstimmigkeiten.

10.03.2021

Von DPA

Stuttgart. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) pocht bei der Rückkehr der 5. und 6. Klassen in die Schulen darauf, dass die Kinder eineinhalb Meter Abstand halten. Es sei mit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) vereinbart, dass die Lockerung der Corona-Maßnahmen in der Unterstufe vom kommenden Montag an nur möglich sei, „wenn der Abstand eingehalten wird“, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. „Das muss sie organisieren.“ Das Kultusministerium hatte am Montag erklärt, dass bei der vollständigen Rückkehr der 5. und 6. Klassen „kein förmliches Abstandsgebot“ gelte. Bei Lehrerverbänden hatte das zu Protesten geführt.

Kretschmann sagte nun, ein Abweichen von der Abstandsregel könne nur im absoluten Ausnahmefall möglich sein. Die „Soll“-Vereinbarung sei hier als „Muss“ zu verstehen. Wenn Abstand halten nicht möglich sei, müsse auch Wechselunterricht in Betracht gezogen werden.

Das Kultusministerium ist gegen Wechselunterricht und erklärte, die Vorgaben an die Schulen stünden „im Einklang mit der geltenden Corona-Verordnung. Ein förmlicher Mindestabstand, ein festes Abstandsgebot, für die Klassenstufen 5 und 6 ist dort nicht formuliert.“ Die Verordnung sei vom Sozialministerium entworfen worden und in der Landesregierung abgestimmt.

Eisenmanns Sprecherin bekräftigte, es solle „im Rahmen der personellen und räumlichen Ressourcen ein Abstand auch zu und zwischen den Schülerinnen und Schülern gewährleistet werden“. Dies könne durch die Nutzung größerer Räume oder die Aufteilung der Klasse auf zwei Unterrichtsräume im Rahmen der verfügbaren personellen Ressourcen erfolgen.

Die Grünen-Bildungsexpertin Sandra Boser kritisierte Eisenmann: „Es ist unverständlich, dass die Kultusministerin ein förmliches Abstandsgebot ablehnt. Sollte dies nicht möglich sein, müssen auch der Wechselunterricht oder der Hybridunterricht als Alternative möglich sein.“

Die Lehrergewerkschaft GEW forderte, die Öffnungspläne zu korrigieren. „Wir sind gespannt, ob es sich die Grünen gefallen lassen, dass Eisenmann die öffentlichen Zusagen von Kretschmann nicht einhält“, sagte GEW-Landeschefin Monika Stein. Kretschmann habe versprochen, dass Öffnungen nur stattfinden, wenn eine klare Teststrategie vorhanden und Sicherheit garantiert sei. Dies sei aber nicht der Fall. „Wir brauchen zuerst weiter den Wechselunterricht“, forderte Stein. Der Philologenverband sieht das ähnlich. „Der Schutz von Lehrkräften und Schülern sowie von deren Familien spielt für das Kultusministerium offenbar überhaupt keine Rolle“, sagte Landeschef Ralf Scholl. dpa