Krankenkassen-Studie

Krankenkassen-Studie: Menschen durch Corona zusätzlich unter Stress

Die Menschen sind durch die Corona-Pandemie zusätzlich gestresst. Doch sie haben Strategien zur Entspannung entwickelt.

02.12.2021

Von epd

Berlin (epd). Gut ein Viertel der Bevölkerung fühlt sich häufig gestresst, knapp zwei Drittel gelegentlich. Die aktuelle Stress-Studie der Techniker Krankenkasse (TK), die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde, zeigt außerdem erste Corona-Effekte. Danach ist für die Hälfte der Befragten (47 Prozent) das Leben seit Beginn der Pandemie stressiger geworden.

Gegenüber der ersten TK-Stress-Studie von 2013 habe das subjektive Stress-Empfinden in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich zugenommen, bilanzierte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas. Bei den häufig Gestressten sei ein Anstieg um knapp ein Drittel zu verzeichnen.

Als insgesamt wichtigsten Stressfaktor nennen 47 Prozent der Befragten ihren Beruf, die Schule oder die Ausbildung. Durch die Einschränkungen im Verlauf der Corona-Pandemie ist das Leben für Eltern im Homeoffice besonders anstrengend geworden. Für zwei Drittel (64 Prozent) hat sich der Stresspegel erhöht, während nur 42 Prozent der kinderlosen Beschäftigten die Homeoffice-Zeit anstrengender fanden als ihr Arbeitsleben zuvor. Die Antworten stammen aus der Zeit der Lockdowns im März 2021. Als weitere häufige Gründe für Stress werden in der Studie mit dem Titel „Entspann dich, Deutschland“ psychische und soziale Belastungen genannt, an erster Stelle hohe Ansprüche an sich selbst (46 Prozent). Die Krankheit eines nahestehenden Menschen ist in der Corona-Pandemie auf Platz drei der Stressgründe gerückt. Ein Drittel der Befragten nannten sie als zusätzliche Sorge.

Bis hin zu Depressionen

Ein hoher Stresspegel wirkt sich negativ aus. Der Studie zufolge leiden 80 Prozent der häufig Gestressten unter Erschöpfung, mehr als die Hälfte unter Schlafstörungen und gut ein Drittel unter Niedergeschlagenheit bis hin zu Depressionen. Unter den weniger Gestressten gaben hingegen nur 13 Prozent an, erschöpft oder deprimiert (7 Prozent) zu sein. Die Stress-Folgen wirken sich auf den Krankenstand in den Unternehmen aus: Mit einem Fünftel machten psychische Erkrankungen im Jahr 2020 den größten Anteil aus.

Um für mehr Ausgleich im Alltag zu sorgen, haben die Menschen laut Techniker-Krankenkasse unterschiedliche Strategien. Die fünf häufigsten Antworten sind der Umfrage zufolge Hobbys (80 Prozent), spazierengehen oder Gartenarbeit (77 Prozent), gemütlich faulenzen (71 Prozent), Musizieren oder Musik hören (69 Prozent) sowie Treffen im Freundeskreis und mit der Familie (68 Prozent).

Auch hier zeigt sich der Einfluss von Corona. Studienleiter Professor Bertolt Meyer von der Technischen Universität Chemnitz: „Soziale Aktivitäten wie Freunde und Bekannte treffen lagen 2016 noch auf dem dritten Platz der Entspannungsstrategien.“ Das sei durch die Pandemie nur eingeschränkt möglich. Stattdessen hätten sich die Menschen bei Tätigkeiten erholt, die sie auch alleine machen können – wie Gartenarbeit oder musizieren.

Doch nicht immer reichen Hobby und Freizeit aus, die Batterien wieder aufzuladen. Diplom-Psychologin Suzanne Jones, die seit zehn Jahren Unternehmen und Hochschulen in Sachen Stressmanagement berät, erklärt: „Negativer Stress wird sich nie ganz vermeiden lassen. Aber man kann lernen, konstruktiver damit umzugehen.“

Jeder trage selbst Verantwortung, sagt die Psychologin. Doch auch Arbeitgeber seien gefordert, für gesunde Strukturen in ihren Unternehmen zu sorgen. Denn die Studie zeige: Am Arbeitsplatz – dem Stressor Nummer eins – seien es vor allen Dingen die Arbeitsbedingungen, die krank machen. Zu den Hauptbelastungsfaktoren der Beschäftigten gehören laut Umfrage: zu viel Arbeit (32 Prozent), Termindruck (32), Unterbrechungen (28), Informationsflut (23) und schlechte Arbeitsbedingungen (19 Prozent).

epd/eb

1000 Befragte

Basis der Studie ist eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa, für die bundesweit 1000 Menschen über 18 Jahren befragt wurden. Umfragen für zwei frühere TK-Stressstudien wurden 2013 und 2016 gemacht.