Tübingen · Narretei

Konfettialarm und Bonbonregen beim Tübinger Narrenumzug

Schabernack, Musik und gute Stimmung: Der Tübinger Fasnetsumzug verlief reibungslos und lockte tausende Schaulustige in die Altstadt.

09.02.2020

Von Miri Watson

In Tübingens Altstadtgassen waren am Sonntag die Narren los: Im Bild vorne die Wengerter des Unterjesinger Fasnetsclubs, gefolgt von den Hexen der Ersten freien Narrenzunft Oberjesingen. Bild: Ulrich Metz

In Tübingens Altstadtgassen waren am Sonntag die Narren los: Im Bild vorne die Wengerter des Unterjesinger Fasnetsclubs, gefolgt von den Hexen der Ersten freien Narrenzunft Oberjesingen. Bild: Ulrich Metz

Nicht das Tief „Sabine“, sondern etwa 4000 Narren aus 98 verschiedenen Vereinen stürmten am gestrigen Sonntagnachmittag die Tübinger Altstadt und begeisterten mit Schabernack, Musik und guter Stimmung die mehreren tausend Zuschauerinnen und Zuschauer, die zum Tübinger Umzug gekommen waren.

So eine große Zuschauerzahl habe es in Tübingen noch nie gegeben, sagte Horst Knöpfler, stellvertretender Zunftmeister des Rosecker Fasnetsclubs Tübingen, der in diesem Jahr – wie in allen Jahren mit gerade Jahreszahl – den Umzug in Tübingen ausrichtete. „Die Leute standen teilweise in sechs bis acht Reihen“, so Knöpfler. Auch die Anzahl der Musikkapellen war in diesem Jahr groß wie noch nie: „Es waren insgesamt 28 Musik- und Lumpenkapellen, sowie Guggenmusiken“, sagte Knöpfler.

Mit Blasmusik und dem Ruf „Schnaps – Pfarrei“ eröffnete der Musikverein Dieterskirch den Narrenumzug, danach kamen in schneller Folge erst die Tübinger Vereine und dann die Narrenzünfte, die von weiter weg angereist waren. Vereine aus dem Schwarzwald, vom Bodensee, vom Norden Stuttgarts und von der Schwäbischen Alb waren da dieses Mal dabei.

Der Tübinger Narrenumzug in Bildern

Schabernack, Musik und gute Stimmung: Der Tübinger Fasnetsumzug verlief reibungs...
Schabernack, Musik und gute Stimmung: Der Tübinger Fasnetsumzug verlief reibungslos und lockte tausende Schaulustige in die Altstadt. Bild: Ulrich Metz

© ST

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Viele der Figuren, die von den Zünften dargestellt werden, gehen auf Sagen der jeweiligen Städte zurück; viele davon sind Schilderungen tragischer Ereignisse: So erinnert der „Narrenverein Rauchkatzen unter Holstein“ etwa daran, dass im 18. Jahrhundert in Stetten sehr häufig Brände in Bauernhäusern und Scheunen gestiftet wurden, indem man Katzen ein Bündel brennendes Stroh an deren Schwanz band und sie dann in die entsprechenden Gebäude jagte. Die „Muggaverbrenner Rexingen“ berufen sich auf die Geschichte von einem Bauern, der die Fliegen – also „Mugga“ – in seinem Stall verbrennen wollte und dabei versehentlich einen Brand entfachte, wegen dem insgesamt 17 Häuser abbrannten.

Auch die Darstellung von regionalen Geistergeschichten, von historisch bedeutenden Persönlichkeiten und von lokal bedeutsamen Berufsarten sind beliebte Motive unter den Hästrägerinnen und -trägern.

Die Narren selbst schätzen die große Anzahl verschiedener Vereine: „Die Leute sind in fast jeder Hinsicht total unterschiedlich, da lernst du miteinander umzugehen, miteinander zu feiern, das bringt zwischenmenschlich viel“, sagte Jamal Kustermann von der Narrenzunft Tübingen 93 .

Während des insgesamt zweieinhalbstündigen Umzugs, der vom Nonnenhaus durch die Altstadt an Holzmarkt und Marktplatz vorbei bis zum Haagtor und von dort aus zur Hallenfasnet in der Hepper-Halle führte, war die Stimmung im Publikum ausgelassen. Kinder freuten sich besonders über die Bonbons, Gummibärchen, Erdnüsse und andere von den Narren großzügig verteilten Süßigkeiten; die Erwachsenen genossen das Spektakel, die Musik der Kapellen und die Tanzgruppen. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Publikum, das die Narren hat hochleben lassen“, sagte Knöpfler, „Zuschauer sind das Leben für den Narren.“

„Das lohnt sich voll“, sagte der elfjährige Isuf, „da siehst du immer was Neues, das macht Spaß und es ist so spannend zu schauen: Wer ist als nächster dran?“

Besonders toll fanden Isuf und sein achtjähriger Bruder Yasin die Hexen, die kreativ wurden, um die Kinder zu erschrecken: „Die haben zum Beispiel Konfetti über unseren Köpfen ausgeschüttet oder unsere Jacken aufgemacht“, sagte Yasin. Ebenfalls beeindruckend fanden die Brüder die Hexenpyramiden und das Knallen der „Karbatsche“ genannten Narren-Peitsche.

Besonders stolz war der Rosecker Fasnetsclub auf den reibungslosen Ablauf: Trotz der großen Anzahl an Vereinen gab es weder Lücken noch längere Standzeiten für einzelne Zünfte. „Der Zug ist im Prinzip durchgegangen, das war fantastisch“, so Knöpfler.

Der Tübinger Brauchtumsabend ist für alle offen

Beim Brauchtumsabend in der Herrmann-Hepper-Halle am Samstag spielten drei Guggen-Kapellen auf, Showtanzgruppen trugen zu dem abwechslungsreichen Programm bei und „DJ Joey“ legte zum Tanz auf. „An sich war’s schön“, sagte Seb Meißner von der Narrenzunft Tübingen 93, „das Konzept war in diesem Jahr aber etwas anders: Die Bar war direkt in der Halle und nicht mehr separiert draußen.“ Die Halle war mit 450 Gästen voll; jedoch kam der Großteil der Besucherinnen und Besucher aus den Fasnetsvereinen. „Wir hatten etwa 50 Zuschauer aus der Stadt“, sagte Horst Knöpfler, der stellvertretende Zunftmeister des Rosecker Fasnetsclubs, „Da sind die Tübinger noch ein bisschen zurückhaltend.“

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Erstellt:
09.02.2020, 20:36 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 16sec
zuletzt aktualisiert: 09.02.2020, 20:36 Uhr

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