Krimi
Kommissar Neri ermittelt im Palazzo
In Sabine Thieslers Roman „Der Keller“ hat es ein Mörder auf junge Frauen abgesehen. Sein Motiv ist richtig perfide.
Köln. Eine verschwundene junge Frau, ein reiches Ehepaar mit merkwürdigen Gewohnheiten und ein trotteliger Dorfpolizist in der Toskana: In Sabine Thieslers neuem Roman „Der Keller“ muss Kommissar Donato Neri mal wieder in einem Fall ermitteln, mit dem er am liebsten gar nichts zu tun hätte – und der schließlich ziemlich persönlich für ihn wird.
Die schwangere Hannah will ihre Eltern in der Toskana besuchen. Neben ihr im Flugzeug sitzt der gut aussehende Daniel, der sie mit seiner charmanten Art umgarnt. Er lädt sie zum Abendessen in seinen Palazzo ein. Daniel und seine Frau Octavia, die im Rollstuhl sitzt, bieten Hannah für die Nacht ein Gästezimmer an – in einem luxuriös ausgestatteten Gewölbekeller. Danach gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihr. Hannahs Familie wendet sich an Neri, den Thiesler-Leser schon aus vorherigen Romanen kennen.
„Wenn ich anfange ein Buch zu schreiben, weiß ich nie, wie es am Ende ausgehen wird“, sagt Thiesler. „Ich habe erst nur eine klitzekleine Idee – dann beginne ich zu schreiben, und im Laufe der Zeit entwickelt sich die Geschichte immer weiter, es kommen immer mehr Figuren dazu.“ Im Fall von „Der Keller“ sei ihr diese zündende „klitzekleine Idee“ gekommen, als sie in der Toskana „ein äußerst bizarres Ehepaar“ kennengelernt habe. „Diese realen Personen haben aber nichts mit Daniel und Octavia gemein, sie haben mich nur zu der Geschichte inspiriert“, versichert die Autorin, die rund 18 Jahre in Italien gelebt hat.
Nicht nur ein Opfer
In „Der Keller“ entwirft Thiesler mit Hilfe von Rückblicken und wechselnden Perspektiven einen spannenden Kriminalfall, der immer weitere Kreise zieht. Denn Hannah bleibt nicht das einzige Opfer. Die Leser wissen von Anfang an, wer der Täter ist. Doch seine Lebensgeschichte und die Hintergründe seines grausamen Handelns werden erst nach und nach enthüllt.
Schade, dass die Handlung in Richtung Finale zunehmend unglaubwürdig wird und Neris Aufklärung schon geraume Zeit vorher so offensichtlich angebahnt wird. Denn warum sollte er wie aus heiterem Himmel einen ausrangierten Polizeihund in seine Obhut nehmen, wenn das Tier nicht noch eine entscheidende Rolle spielen würde? Sieht man darüber hinweg, ist „Der Keller“ ein solider Krimi mit teils ungewöhnlichen Wendungen, der sich flüssig liest. Petra Albers