Weihnachten
Kommentar: Innere Corona-Einkehr
Trotz des anstrengenden Trubels drumherum ist Weihnachten für viele Familien noch immer eine besondere Zeit.
Berlin. Vor allem, wenn die Kinder über die Republik verstreut leben, ist das Fest oft die einzige Gelegenheit im Jahr, in der Angehörige zuverlässig zusammenkommen. Insofern sind die Weihnachtsfeiertage schon rein moralisch nicht dasselbe wie ein Geburtstag oder andere Feten, die der Pandemie zum Opfer fallen – sie betreffen einen emotionalen und intimen Kern familiärer Privatheit.
Die Politik sollte sich deswegen zurückhalten mit Vorschriften und übergriffigen Äußerungen, wie und in welcher Anzahl Menschen die Feiertage zu verbringen haben. Dass es momentan wohl nicht die allerbeste Idee ist, aus Heiligabend eine rauschende Massenveranstaltung zu machen, wissen die meisten, durchaus vernunftbegabten Menschen in diesem Land. Setzen sich die Hardliner unter den Kontaktbeschränkern durch, könnten hingegen vor allem Patchworkfamilien zu leiden haben. Und ganz davon abgesehen: Auch viele besonders vom Coronavirus bedrohte, ältere Familienmitglieder haben ein Recht darauf, selbst zu entscheiden, wie und mit wem sie Weihnachten verbringen. Sie wollen hier von niemandem bevormundet werden.
Traut die Politik der Bevölkerung hingegen nicht mal mehr ein solches Mindestmaß an Eigenverantwortung zu, droht die Akzeptanz auch für sinnvollere Corona-Maßnahmen zu schwinden. Manch Regierender sollte die besinnliche Zeit also vielleicht lieber ebenfalls zur inneren Einkehr nutzen und sich Gedanken über eine Langfriststrategie für das Virus machen, anstatt sich in die Feiertagsplanung der Familien einzumischen.