China · Wirtschaft

Kommentar: Deutliches Signal fehlt

22.09.2021

Von Thomas Veitinger

Ist Evergande das neue Lehman Brothers? Reißt der mit 260 Milliarden Euro verschuldete und kurz vor der Insolvenz stehende chinesische Immobilienriese die Weltwirtschaft in die Tiefe wie die US-Investmentbank 2008? Kommt drauf an.

Entscheidend wird sein, wie sich die kommunistische Staatsführung positioniert. In den vergangenen Monaten hat die Regierung chinesische Internet-Firmen hart angefasst. Wenn sie bei Hengda – wie Evergrande in China heißt – ein weiteres Exempel statuiert, könnte dies nicht nur für die Branche, sondern für die gesamte Wirtschaft Folgen haben. Dann sind auch europäische und allen voran viele deutsche Unternehmen betroffen, die von chinesischen Aufträgen abhängig sind.

Aber selbst wenn die Regierung in letzter Minute rettend eingreift, könnte sich eine negative Stimmung an den überhitzten Börsen zum Flächenbrand ausweiten. Es braucht keinen bankrotten Börsengiganten wie Lehman Brothers, um eine negative Wahrnehmungsspirale in Gang zu setzen. Weitere chinesische Immobilienunternehmen sind hoch verschuldet. Bricht ein Finanzunternehmen zusammen oder lahmt die chinesische Wirtschaft, dürften Börsianer Zähneklappern bekommen.

Die Staatsführung hält sich mit einem deutlichen Signal schon zu lange zurück. Das kann nichts Gutes bedeuten.