Drogen

Kommentar Cannabis-Freigabe: Süßliche Versuchung

Die offizielle Parteilinie der SPD zu Cannabis sieht eine kontrollierte Abgabe in Modellprojekten in einzelnen Kommunen und Bundesländern vor. Mit Karl Lauterbach hat sich jetzt der bekannteste sozialdemokratische Gesundheitspolitiker für eine Legalisierung ausgesprochen.

14.10.2021

Von DOMINIK GUGGEMOS

Berlin. Seine Argumentation, Gras werde immer häufiger mit Heroin gestreckt, weswegen er seine jahrelange Ablehnung jetzt überdacht habe, kommt merkwürdig daher: Warum sollten Dealer eine günstige und beliebte Droge mit einer teuren strecken?

Doch aus zweierlei Gründen ist sie folgerichtig. Die Thematik ist für die Ampel-Sondierer besonders attraktiv. In Verhandlungen, die in der Finanz- und Steuerpolitik äußerst komplex sind, wirkt Cannabis gleich doppelt. Der Haushalt wird um eine konservativ geschätzte Milliarde Euro alleine für die Justiz entlastet – und es winken zusätzlich Steuermehreinnahmen in Milliardenhöhe. Zudem ist die Legalisierung bei der jungen Bevölkerung beliebt, der Grüne und FDP viele Stimmen zu verdanken haben. Eine mögliche Koalition, die für Aufbruch stehen will, wird der süßlich riechenden Versuchung nicht widerstehen können.