Ammerbuch

Klatsche pur

Zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Rottenburg („Bislang noch interimsmäßig besetzt“, 20. September).

30.09.2022

Von Karlheinz Heiss, Ammerbuch

„Ein Hauptinteresse der Institution Kirche und ihrer Vertreter/innen wird bis zum heutigen Tag ein positives Image in der Öffentlichkeit sein. Diesem Ziel folgen Vertuschungsmaßnahmen ebenso wie der heute demonstrierte Aufklärungswille.“ Peng! Zwei Sätze, soeben veröffentlicht in der Studie zum sexuellen Missbrauch in der Diözese Osnabrück, sind Klatsche pur. Philipp Koebnik hat in seinem Beitrag zu Betroffenenbeirat, Kommission sexueller Missbrauch und Aufarbeitungskommission dankenswerterweise noch einmal auf die personelle Verflechtung der verschiedenen Kommissionen hingewiesen. Wer allein den Begriff „gleichzeitig“ mit seinen sprachlichen Abwandlungen zählt, wird sich die Augen reiben. Ich bin gespannt, ob sich „Vertuschen durch Verschicken“ irgendwann im Kommissionsbericht findet. W. E., Pfarrer in Brüssel, outet sich 2005 als Missbrauchstäter, bleibt dort bis 2007, danach Seelsorger in Mallorca. Und das, obwohl sich die Bischöfe 2002 verpflichten, Täter vom unmittelbaren Kontakt zu Kindern und Jugendlichen fernzuhalten. Ganz deutlich: „Erkennbar handlungsleitend war das Ziel Geheimhaltung“ – fatal, wenn Aufarbeitung durch das „gleichzeitig“ das Vertuschen vertuschen hülfe.