Gerold Knehr über den Torjubel von Cristiano Ronaldo

Klasse, aber ohne Stil

Es gibt wohl kaum einen Fußballer, der die Fans derart spaltet wie Cristiano Ronaldo. Unbestritten ist die fußballerische Qualität des Portugiesen. Doch sein Auftreten auf dem Platz teilt die Fußball-Anhänger in zwei strikt getrennte Lager.

13.04.2018

Von GEROLD KNEHR

Vor einer Woche schien es, als könne CR7 endlich auch bei den gegnerischen Anhängern die von ihm so sehr gewünschte Anerkennung finden. Sein Fallrückzieher-Tor im Viertelfinal-Hinspiel zu Real Madrids 2:0-Führung bei Juventus Turin war derart spektakulär und schön, dass sich viele Tifosi von ihren Plätzen erhoben, um ihm zu applaudieren. Und auch Juves machtloser Torhüter Gigi Buffon streckte anerkennend den Daumen nach oben.

Im Rückspiel am Mittwoch Abend traf Cristiano Ronaldo erneut – diesmal ganz profan per umstrittenem Foulelfmeter in der siebten Minute der Nachspielzeit. Es war der entscheidende Treffer zu Reals Vorrücken ins Halbfinale. Klar, dass man in solch einer entscheidenden Situation jubelt. Doch CR7 feierte nicht mit der Mannschaft, sondern sich selbst als Ego-Shooter, mit nacktem, muskelbepackten Körper an der Eckfahne. Es war eine Machtdemonstration: Seht her, ich bin der Größte. Und eine Verhöhnung des Gegners.

Keine Frage, Cristiano Ronaldo hat fußballerische Klasse. Keine Frage aber auch: er hat keinen Stil.